Soldatentraum

Die Sonne starb in Gluten,
Der Tag der Schlacht ist um,
Die Wolken weich verbluten,
Des Todes Feld liegt stumm.
Ein Büschel Gräser neigt sich
Vom Abendhauche sacht.
Ob meinem Haupt verzweigt sich
Des Traumes dunkle Macht.
Mir ist, ich sei versunken
Im wilden Meer der Zeit,
Vergessenheit getrunken
Hätt' ich in Ewigkeit.
Die Welt wie abgeschlossen
Durch grünen Doms Kristall,
Von Schreien und Geschossen
Schweigt jeder Widerhall.
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In sternenkühler Stille,
Am Grund der ewigen See
Ruht wie ein Kind mein Wille,
Ruht aus von Wut und Weh.
In dem kristallnen Saale,
Wo Leib und Seele ruht,
Wird mir gereicht die Schale,
Des Schlummers Trank ist gut.
Ihn gibt, daß ich gesunde
Dereinst im Heimatland,
Mir auf dem grünen Grunde
Der lieben Mutter Hand.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Kampfes. Soldatentraum. Soldatentraum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5283-3