Das Genesungsmittel

Um von der Achtung zu genesen,
Die ich unwürdig oft Autoren zugewandt,
Befahl der Arzt es mir, ein Tagebuch zu lesen:
»Es ist gelehrt gedruckt und heißt: Gelehrter Sand.
Da tummeln sich die Herrn für das gemeine Wesen
Oft ritterlich, doch eben nicht galant.
Was Akritik für Sold im Buche falsch gelesen,
Wird antikritisch dann für Zahlung aberkannt.
Es drängen sich die Herrn; zu aber- abermalen
Wird Akritik bezahlt, Antikritik muß zahlen.«
Ich folgte meinem Arzt. Mit lustigem Erstaunen
Sah ich den Waffenplatz im deutschen Publicum,
Die Ritter und ihr Glück und Beider tolle Launen;
Das Krumme ward mir recht, und das Gerade krumm,
Und jeder Buchstab schien mir in das Ohr zu raunen:
»Hinweg von hier! hier ist ein böses Säculum.«
Das literarische gemeine deutsche Wesen,
Nach Pfennigen verkauft, sah ich und war genesen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Gedichte. Gedichte. Zweites Buch. Das Genesungsmittel. Das Genesungsmittel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5718-2