Ich bewundre nichts

Nein, ich bewundre nichts! In unsrer kleinen Welt
Ist jedes Kleine groß, das groß ins Auge fällt.
In unsrer Welt von Staub ist Alles Gold, was glänzet,
Und Lorbeer jedes Kraut, wenn es den Großen kränzet.
In unsrer wüsten Welt ist groß, was selten ist,
Ist jedes Neue schön, ist werth, was man vermißt.
In unsrer Schattenwelt glänzt das, was nur nicht blendet,
Und wenn ein Meteor nur gleißt und nur das Auge schonet,
Als Sonne starrt es gleich der laute Pöbel an,
Und Kinder beten es als unsern Herrn Gott an.
Freund, ich ging durch die Welt; so weit ich sie erblickte,
Sah ich, was mich zerstreut', fand nie, was mich entzückte,
Viel, was die Sinnen täuscht, nichts, was die Seele nährt,
Viel, was man wünscht, erschwitzt, nicht braucht und dann begehrt.
Drum, ich bewundre nichts und seh' von der Weltweisen Höhen,
Seh' unsern Sonnenstaub, auf dem wir Milben gehen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Gedichte. Gedichte. Sechstes Buch. Ich bewundre nichts. Ich bewundre nichts. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5A87-0