10. O Weh, o Weh
Schottisch
(Reliq. Vol. III. p. 143.) Ein alter Gesang und wie voll Ausdrucks wahrhafter Empfindung! Arthurs Siz ist ein Hügel bei Edinburg: St. Antonsbrunn ist an ihm: eine Romantische Gegend, wie in Schottland so viele.
O weh! o weh, hinab ins Thal,
Und weh, und weh den Berg hinan!
Und weh, weh, jenen Hügel dort,
Wo er und ich zusammen kam!
Ich lehnt' mich an ein'n Eichenstamm,
Und glaubt', ein treuer Baum es sey,
Der Stamm gab nach der Ast, der brach;
So mein Treulieb' ist ohne Treu.
O weh, weh, wann die Lieb ist wonnig
Ein' Weile nur, weil sie ist neu!
Wird sie erst alt, so wird sie kalt,
Und ist wie Morgenthau vorbei.
[73]O wofür kämm' ich nun mein Haar?
Od'r wofür schmück' ich nun mein Haupt?
Mein Lieb hat mich verlassen,
Hat mir sein Herz geraubt!
Nun Arthurs-Siz
4 soll seyn mein Bett,
Kein Kissen mehr mir Ruhe seyn!
Sankt Antons-Brunn soll seyn mein Trank,
Seit mein Treulieb ist nicht mehr mein!
Martinmeßwind, wann willt du wehn,
Und wehen's Laub von'n Bäumen her?
Und, lieber Tod, wann willt du komm'n?
Denn ach! mein Leben ist mir schwer.
'S ist nicht der Frost, der grausam sticht,
Noch wehnden Schnees Unfreundlichkeit,
'S ist nicht die Kält', die macht mich schreyn,
'S ist seine kalte Härtigkeit.
Ach, als wir kam'n in Glasgostadt,
Wie wurden wir da angeschaut!
Mein Bräutigam gekleid't in Blau,
Und ich in Rosenroth, die Braut.
Hätt' ich gewußt, bevor ich küßt',
Daß Liebe bringet den Gewinn,
Hätt' eingeschloss'n in Goldenschrein
Mein Herz, und 's fest versiegelt drinn.
O! o, wär nur mein Knäblein da,
Und säß auf seiner Amme Knie,
Und ich wär todt, und wär hinweg,
Denn was ich war, werd' ich doch nie!
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