San Guiseppe

Warum so festliches Geläut?
Wem gilt der frohe Lärm? Ja so!
Sie feiern San Guiseppe heut
In allen Kirchen von Salò.
Man dankt es ihm, daß er nicht fern
Und schmollend bei der Krippe stand,
Als überm dürft'gen Stall der Stern
Den Kön'gen winkt aus Morgenland.
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Nährvater sein dem Gottessohn –
Die Ehr' und Mühe war nicht klein,
Und er empfing als Himmelslohn
Den wohlverdienten Heil'genschein.
Drum macht er auch an seinem Fest
Zumal bei jungen Frauen Glück,
Und selbst im allerkleinsten Nest
Bleibt keine von der Kirch' zurück.
Zudem, in Welschland Sitte war's
Von je: geht einer ein und aus
Als Hausfreund eines Ehepaars,
Beschenkt er heut die Frau vom Haus.
Naive Theologen sind
Des Südens Kinder allzumal.
Auf der Mysterien Deutung sinnt
Ihr kecker Geist gar sehr real.
Und scheint, was sich hier unten schickt,
Uns Nordischen manchmal Blasphemie,
Die gute Mutter Kirche drückt
Eine Auge zu und duldet sie.

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Italien. Frühling am Gardasee. San Guiseppe. San Guiseppe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-650C-D