Lied des Alten

In Maientagen, im Jugenddrang,
Da lebt' ich von Luft und Liebe.
Ich hoffte, daß es den Sommer lang
So lustige Lebzeit bliebe.
Der Sommer kam, der wußte nichts
Von Tänzen, Kränzen und Küssen.
Ich hab' im Schweiße des Angesichts
Den Tag mir verdienen müssen.
Die Schloßen stürmten, es traf der Blitz,
Nun herbstet es schon in den Zweigen.
Im Busen reift mir ein voller Besitz –
Wie lang wohl bleibt er mein eigen?
Gleichviel! und friert es Stein und Bein,
Man ruht doch Winters im Hafen.
Wer wacker geschafft, darf müde sein;
Wie freu' ich mich, auszuschlafen!

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Sommer und Herbst. Lied des Alten. Lied des Alten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-66FC-9