[So reisen wir ins Land hinein]

So reisen wir ins Land hinein
Bei Sonn' und Mond und Blitzesschein,
Und immer reist auf Schritt und Tritt
Ein kleiner blasser Schatten mit.
Und wo die Erde schöner blüht,
Sein Mündchen weher zuckt und glüht,
Und wo die Sonne goldner lacht,
Sucht er uns trüber heim zu Nacht.
Was suchst du, blasser Schatten, hier,
Du kleiner blinder Passagier?
Ach, dir versagt ist alle Lust,
Und uns erstarrt dein Hauch die Brust.
Wie war dein Auge warm und hell,
Ein Lebenswonnenzauberquell!
Und jetzt – o hab Erbarmen, Kind!
Du siehst ja, wie wir elend sind.
Wir drängen dich ja nicht zurück,
Doch komm mit sanftem Geisterblick,
Nicht alles Holden ganz beraubt! –
Umsonst! Er schüttelt still das Haupt.
Sein armes bleiches Mündchen bebt:
Wie habt ihr nur mich überlebt!
Nun komm' ich, wie ich kommen muß,
Nun haltet Treue bis zum Schluß. –
[216]
So reisen wir ins Land hinein
Bei Sonn' und Mond und Blitzesschein,
Und mit uns wandert unser Kind,
Bis auch wir andern Schatten sind.

Unterwegs

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Meinen Toten. Wilfried. [So reisen wir ins Land hinein]. [So reisen wir ins Land hinein]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-671A-E