An die Natur

Dein Bilderbuch, Allmutter Natur,
Drin Jahreszeiten
Und Sternenheere,
Länder und Meere
Vorübergleiten,
Gibst du den großen,
Ewig unmündigen
Kindern zu schauen,
[262]
Bis ihnen spät im Abendgrauen
Vom Blättern matt
Die Hand hinsinkt auf das letzte Blatt.
Aber der Dichter, der großen Kinder
Eigensinnigstes, wunderlichstes,
Am Meeresstrand
Sitzt er und hält in träumender Hand
Die bunte Muschel und horcht mit Sinnen
Dem Brausen drinnen.
Dann versucht er, im kleinen Rund
Auszuschöpfen den Meeresgrund,
Indes mit Hohngelächter die andern
Vorüberwandern:
Seht den Toren,
In sein vergebliches Spiel verloren!
Du aber, hehre Mutter,
Blickst milde lächelnd
Auf dein Schoßkind,
Und in den Schaum, der versprüht im Sand,
Streut deine Hand
Perlen, mit denen entzückt
Er seiner Liebsten Haupt und Busen schmückt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Sommer und Herbst. An die Natur. An die Natur. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-673B-6