[379] Salò

Straßen, arm an Sonnenschein,
Kieselpflaster, spitz und klein,
In der kellerkühlen Luft
Käse-, Öl- Limonenduft,
Trockner Fisch, Johannisbrot
Und was sonst zum Schmausen not,
An den Fenstern junge Fraun,
Die aus schwarzen Augen schaun,
Kinder mit zerzaustem Haar,
Dem kein Kamm gefährlich war,
Dunkle Läden, vor der Tür
Fleißig Handwerk für und für,
Draußen überm blauen See
Möwen kreischend in der Höh,
Fern im goldnen Sonnenstrahl
Greises Berghaupt, weiß und kahl,
An dem Hafen dichtgereiht
Kleine Barken, fahrtbereit,
Aus der Ferne dann und wann
Schrillt des Dampfers Pfiff heran,
Männer, im Café zuhauf,
Blicken von der Zeitung auf,
Ihres süßen Nichtstuns froh – –
»Wenn ich solche Worte singe,
Braucht es dann noch großer Dinge,
Dich zu preisen«, mein Salò?

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Italien. Frühling am Gardasee. Salò. Salò. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-67E2-A