[265] Bey dem Hochseeligen Absterben des Hochgebohrnen Grafen und Herrn/ Herrn Albert Antons/ der Vier Grafen des Reichs/ Grafen zu Schwartzburg und Hohnstein/ etc.

Im Nahmen anderer.


Erschrickt die Vater-Stadt von einem starcken Strahle/
Erbebet unser Land/ da dessen Atlas fällt:
Ach so erzittern auch die Musen an der Saale/
Und in der Ferne wird ihr gantzer Muth zerschellt.
Ja Schwartzburg/ welches sie nicht mit den Augen sehen/
Muß leider allzu schwartz in ihren Hertzen stehen.
Ihr Fremden fraget nicht/ was Salems Töchter weinen/
Warum kein Seegens-Thau die Berge da bedeckt?
Fragt nicht/ warum kein Glantz auf Heydecks Schloß will scheinen/
Was eurem Israel so große Noth erweckt?
Im Buch der Redlichen könnt ihr die Nachricht haben:
Es wir der Edelste/ der Landes-Herr/ begraben.
Im Buch der Redlichen/ wo Helden angeschrieben/
Wo große Fürsten stehn/ da stehet auch von dir/
Erlauchtester Anton. Die Hohe Ahnen lieben/
Die ziehen dein Geschlecht aus Käysers Blut herfür;
[266]
Die aber auf den Glantz der hohen Tugend schauen/
Die werden dir ein Lob der theursten Häupter bauen.
So hoch das Alterthum/ der Uhrsprung samt den Ahnen/
Und die Gevierdte Pracht der grösten Grafen war;
So herrlich auch die Zahl der hohen Ehren-Fahnen:
So ziert ein mehres doch/ Hoch-Seelger/ deine Bahr.
Selbst Marmor dauret nicht/ Gold muß vor dir sich schämen/
Zu Ehren-Seulen will die Tugend Hertzen nehmen.
Die Tugend/ welche stets das Ruder hat geführet/
Die durch die Klugheit hat die Länder übersehn/
Durch die die güldne Zeit die Herrschafft meist berühret/
Die Weißheit/ Gnad und Huld/ die ewig vor uns stehn/
Vergöttern/ Theurer Graf/ dein heiligs Angedencken/
Das wir/ mit Thränen doch/ in unsre Hertzen sencken.
Mit Thränen solten wir den blassen Leib benetzen/
In dem des Höchsten Freund 1 der Menschen Huld gewohnt.
Mit tausend Thränen sind die Großen beyzusetzen/
Die vor des Landes Heil die Kräffte nie verschont.
Wir klagen also auch/ daß es die Fremden hören/
Die dein unsterblich Lob bey unsern Seuffzern ehren.
Denn welche Gräntzen hat dein Ruhm nicht durchgedrungen?
Wo bist du unbekandt/ du göttlicher Anton?
Wer ist wohl mehr ein Preiß so vieler tausend Zungen/
Als Hochgebohrner Graf/ du und dein theurer Sohn?
Ihr habet allzuviel zu schreiben hergegeben/
Daß tausend Federn nicht genug vor Euer Leben.
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Du Gott-beliebter Herr/ der bey dem großen Stande
Des Höchsten Freund und Knecht/ doch solcher Menschen Feind/
Die mehr dem Eigen-Nutz/ als wie dem Wohl im Lande/
Der Boßheit/ Schmeicheley/ mehr als des Himmels Freund.
Mit diesem Wunder weiß kein Volck nicht aufzutreten/
Daß je ein Großer mehr/ wie du/ zu Gott gebeten.
Noch rauchet dein Altar/ und deiner Andacht Flammen
Stehn vor dem großen Gott/ vor dessen Angesicht.
Da legst du vor dein Land die Hände noch zusammen/
Und deine Gräfin läßt auch da Ihr Beten nicht.
Gott hat dich nur darum von Menschen weg genommen/
Es solte Gottes Freund zur Lammes Freundin kommen. 2
So richten wir demnach die Thränen vollen Augen
Zu deiner Herrligkeit/ und wenn kein Trauer-Stand
Bey deiner Himmels Lust und Seeligkeit kan taugen:
Ach so beweint nur sich dein höchst-betrübtes Land.
Es seufzet Jung und Alt/ in Schwartzburg ist ein Klagen:
Der alte Vater wird nunmehr zur Grusst getragen.
Die Sternen können die Wunder-Höhe zeigen/
Die Sonne wirfft den Glantz bei weiten nicht so weit/
So weit und hoch die Glut von diesem Ruhm muß steigen/
Da nun dein Volck um dich als ihren Vater schreyt.
Gewalt und Reichthum kan die Fürsten zwar erheben/
Die grösten Ehren nur der Nahme Vater geben.
Der süße Nahme bleibt im Hertzen eingegraben/
In unsrer treuen Brust/ es wallt das Blut davon;
Da soll Er/ theurer Graff/ ein ewig Denckmahl haben.
Die Weißheit nennt dich zwar auch einen Salomon;
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Doch weil dich Schwartzburg wird und dessen Kinder nennen/
So soll dein Vater Rahm' auf unsern Lippen brennen.
Die tiefe Danckbarkeit/ damit wir dir verbunden/
Vermehrt der theure Herr/ in welchen du noch lebst/
In dessen Tugend wir dich wiederum gefunden/
Um dessen Weißheit du mit deinem Geiste schwebst/
Der von den Edelsten der Großen dieser Erden/
Durch den der tieffe Schmertz nur kan gelindert werden.
Gott setze dieses Haupt dem Lande stets zum Seegen/
Er mindre dessen Leid/ desgleichen wenig ist,
Daß Schwartzburgs Adler kan die starcken Flügel regen/
Und nach den Wolcken Ihn die Sonne wieder grüßt/
Daß/ wie Er längst vor sich zum höchsten Glantz gestiegen/
Er auch im höchsten Wohl die Herrschafft kan vergnügen.
Das alte Rom bekam im Jenner sonst Regenten.
Und Gottes Schickung führt ein gleiches bey uns ein.
Die Hertzen/ wenn sie gleich von tausend Schmertzen brennten/
So müssen sie doch auch voll heisser Andacht seyn:
Glorwürdig hat Anton die Ewigkeit beschritten/
So lasset uns zu Gott für Ludwig Friedrich bitten.

Fußnoten

1 Sr. Hochgräfft. Gnaden Wahlspruch war: Gottes Freund/ der Menschen Feind.

2 Die Hochseelige Frau Gräfin hatte sich das Lamm Christi zum Sinnen-Bild erkohren.

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TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Lob- und Trauer-Gedichte. Bey dem Hochseeligen Absterben des Hochgebohrnen Grafen. Bey dem Hochseeligen Absterben des Hochgebohrnen Grafen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-86B5-7