[Doch still!]

Doch still! der Himmel stellt selbst euer Volck zu frieden:
Er hat auf diesen Sturm euch wieder wohl gethan.
Ist Jena schon von euch durch diesen Tod geschieden;
So führt das Ruder itzt ein weiser Danckelmann.
[300]
Hat jener euch geliebt; Der hat euch gar gebauet 20:
War jener nur allein: Hier ist sein gantzes Haus.
Dem Bruder 21 seyd ihr lang als Kinder anvertrauet;
Und bey Ihm geht ihr wie bekannte ein und aus.
Dem neuen Cantzler rufft mit frölichem Gemüthe;
Mißgönnt dem alten Haupt nicht seine sanffte Ruh;
Kommt/ bittet diß zuletzt/ daß nun des Himmels Güte;
Des Alten Jahre auch dem Neuen lege zu.

Fußnoten

1 Das Geschlecht derer von Jena ist vor etzlichen hundert Jahren schon in den Teutschen Geschichten bekant gewesen. Nur als Selbiges von seinen Gütern/durch Kriege und andere Zufälle kommen: hat solches seinen Adel nicht mehr gebrauchet. Welchen aber die Herren Brüder Friedrich und Gottfried von Jena von Käys. Maj. wieder erneuern liessen.

2 Man hat Ihn deßwegen zu seiner Zeit Polyglotton genennet. Nicht allein weil er das Hebreische/ Griechische/ Lateinische/ Spanische/ Frantzösische/ Italiänische/ Englische und Holländische verstanden: sondern auch absonderlich so viele ausländische Sprachen geredet/ welches selbiger Zeit nicht so gewöhnlich war/ als man etwa heut zu Tage finden möchte.

3 Er hat nicht allein öffters selbsten erzehlet/ wie Er in seiner Jugend die Chronica Melanchthonis und gleich darauf seinen Limnæum, noch auf Schulen/ etliche mahle durchlesen habe: sondern es zeuget auch sein Buch/ de Ratione Status, was bey Ihm noch über dieses vor eine Kundschafft in ausländischen Geschichten gewesen sey.

4 Dann so lange Er als Professor auf Universitäten gelesen/ sind seine meiste Collegia in iure naturæ & gentium bestanden.

5 Als der General Tylli die Welt-beruffene Chur-Pfältzische Bibliothec zu Heydelberg/ nachdem er selbige Stadt eingenommen/ ausgebeuthet und die Bücher an den Pabst wieder weggeschencket hat. Welcher Schatz noch biß ietzo zu Nom verwahret lieget.

6 Ein Heydelberg. Professor schreibet von Ihm/ daß dieser Fürst geschickt gewesen/ iede Profession in allen vier Facultäten auf seiner Universität Heydelberg selbsten zu versehen.

7 Als sein Herr Bruder Friederich von Jena nach Hofe/ als würcklicher Geheimter Rath von der Profession zu Franckfurth beruffen worden.

8 So offt nemlich diese Häuser zu Regenspurg keine eigene Gesandschafft gehabt haben.

9 Dieses Urtheil hat der damahlige Fräntzösische Gesandte in einer Relation an seinen König geschrieben und dafür gehalten; daß keiner unter allen Botschafften auf dem Reichs-Tag die Teutsche intriguen, wie er redete/ und die Angelegenheiten eines jeden Hauses besser/ als der von Jena/ innen hätte.

10 Was der Hochseelige Anno 1682. mit seinem Voto auf dem Reichs-Tage zu Regenspurg erlitten; Weil Er in solchem nicht zum Kriege wieder Franckreich rathen wollen: solches kan Tom. XI. Theatri Europæi; und denen Rebus Brandenburgicis des Freyherrn vonPuffendorff nachgesehen werden.

11 Wie schwer es hergegangen/ daß man dem Ertzstifft Magdeburg/ als solches dem Chur-Hauß Brandenburg/ unter der Würde eines Hertzogthums zugefallen/ votum und sessionem auff der Weltlichen Banck/ und zwar vor so vielen alten Fürstlichen Häusern gegeben/ und was der Hochseelige vor Mühe und Behutsamkeit dabey gebrauchet; solches ist aus denActis Comitialibus genugsam bekannt.

12 Wie er denn auch die kläreste Schrift in seinem höchsten Alter ohne Brillen/ deren er sich niemahls bedienet/ gantz fertig lesen können.

13 So gar/ daß manche diesem alten Weisen für ein Gebrechen auslegen wollen/ daß er bey allen Gelegenheiten diese materie so offt wiederholet hat.

14 So hat der Hochseelige in seinen letzten Jahren von sich zu allen Menschen geredet: Er wäre ein rechtes Gefässe Göttlicher Gnade und Barmhertzigkeit.

15 Massen der Hochseelige alle seine öffentliche Verrichtungen zu Regenspurg von Tage zu Tage mit eigener Hand auff das allersauberste eingetragen/ und damit etliche starcke Volumina, der Nachwelt zu nicht geringen Behuff/ angefüllet/ hinterlassen hat.

16 Nach Art der weisen Perser/ und dem Zeugniß Tullii lib. 1. Quæstion. Tusculan. p. 340. Persæ iam cera circumlitos condiunt, ut quam maxime permaneant diuturna corpora.

17 Man mag wohl auf seinen/ mit Wachs übergrossenen Cörper/ wie jener auf seinem Grabmahl angeordnet/ einen Bienenstock in dieser Uberschrifft setzen:dulcis labor. Weil alle Arbeit dem Hochseeligen wegen seiner Geschickligkeit leicht und angenehm/und anderen/ für welche er selbige geführet/ in dem Ausgang nützlich und heilsam gewesen ist.

18 Es bat der Hochseelige in seinem Testament sehr weißlich angeordnet/ daß alle seine Güter/ als einfidei commissum perpetuum nur einem Besitzer verbleiben/ selbiger aber/ aus was für einem Geschlecht er auch sonsten wäre/ den Nahmen Jena annehmen und führen solte.

19 Für zehen Fräulein hat er ein neues Stifft unter hoher approbation Sr. Königl. Majestät in Preussen in seinem hierzu sehr beqvemen Wohn-Hause angeleget.

20 In dem/ daß Se. Excell. der Friedrichs-Universität/nach langer und reiffer Vorstellung die Privilegia an dem Käyserl. Hose ausgewircket und in sehr gnädigen expressionen von Käyserl. Majestät erhalten haben.

21 Daniel Ludolff Danckelmann Sr. Königl. Majest. Geheimter Staats-Rath und General-Kriegs-Commissarius, als Dero Excell. die Ober-Curatel über die Friedrichs-Universität/ von deren Stifftung an/ auf das sorgfältigste geführet haben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Lob- und Trauer-Gedichte. Bey dem Seeligen Hintritt. [Doch still!]. [Doch still!]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-86FF-5