[114] Satyre wieder die Satyren/ oder die edle Poësie

Komm edle Poësie, des Himmel kluges Kind/
Das aus der Buhlerey der Sternen ist gebohren/
Die durch den Einfluß mir ein wenig günstig sind;
Daß meines Geistes Krafft dich zum Magnet erkohren.
Vergieb mir/ daß ich mich/ du Engel-reiner Schatz/
An dich versündiget/ und dir nicht treu geblieben;
Daß oft/ da meine Brust der Wollust Sammel-Platz/
Ich manches schlüpfrigs Wort durch deine Kunst geschrieben.
Ein Brenn-Glaß brennet nur durch reiner Sonnen-Strahl;
Ach aber unser Hertz/ das bösen Zunder heget/
Fängt leicht verbotne Glut/ wenn hier und überal
So manch verbuhltes Aug' auf ihn die Funcken schläget.
Geliebte Poësie, so gut ein Geist gesinnt/
So rein die Qvelle sich im Uhrsprung mag ergiessen/
So wird er Flüssen gleich/ in die faul Wasser rinnt/
Wenn der galanten Welt sie durch die Felder fliessen.
So war ich/ als ich noch in ihren Ufern gieng.
In guten schlief ich meist; die Zeit war zum erwachen/
Als mich ein Unglücks-Fall in einem Wald empfieng/
Und denn der Blitz in mir begunte Licht zu machen.
Die Schlange legt den Balg/ und die Natur das Kleid
Mit jeden Jahr hinweg. Und soltet/ edle Seelen/
Ihr/ die ihr selbst ein Geist von Gottes Wesen seyd/
Nicht/ wenn ihr einst befleckt/ die alte Schönheit wehlen?
Komm edle Poësie, nun bin ich wieder mein.
Wie/ wenn die Morgenröth' auf dunckle Nächte lachet.
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So bricht ein schöner Tag in meine Sinnen ein/
Nachdem sie Wercke gnug der Finsterniß gemachet.
Komm edle Poësie, nun bin ich wieder dein.
So schön Aurora sich ins grüne nieder lässet:
So schreibet nun mein Geist/ was edel/ keusch und rein/
Nachdem ihm Amor hat viel Ubels ausgepresset.
Hier sitz ich/ wo vordem das Volck der Musen saß/
Im grünen/ wo das Land an güldner Freyheit grünet/
Und dencke/ wo man sonst die schnöde Welt vergaß/
Die Welt/ die uns zur Schmach und zur Verführung dienet.
Und also denck' ich dran/ wie meines Hertzens Ruh
Den Hügeln/ Thälern gleich in Unschuld möge blühen.
Steht/ liebste Poësie, dir diese Gegend zu:
So werd ich mich durch dich um gleichen Schmuck bemühen.
Durch deinen edlen Trieb lacht meine Seele nun/
Wenn man mir Gräntzen setzt/ dich schöne Kunst zu treiben/
Wenn man die Wahrheit sucht bey uns in Bann zu thun/
Und uns durch das Verboth nur mehr bewegt zu schreiben.
Nach dem der Sünden Fluht uns noch vor Augen steht/
Will Gott/ daß jeder soll ein kluger Schiffer heissen/
Und/ daß der Tugend Schiff im Welt-Meer nicht vergeht/
Die groben Lasten frey in tiefsten Abgrund schmeissen.
Wer Lastern abgeneigt ist von der Sünde rein.
Eh' auf des Himmels-Stuhl die Hölle sich gesetzet/
Und hier die Richter heißt der Laster-Stützen seyn/
Wird meine Tadel-sucht nicht tadels wehrt geschätzet.
Zu bessern eyfert man/ und zu verläumden nicht.
Betrüger nenn ich euch/ ihr Spieler/ weil ihr spielet/
Und eine – – die/ die theils die Ehe bricht/
Theils in dem Jungfer Kleid im Schlam der Unzucht wühlet.
Wen aber geht es an? spielt nicht die meiste Welt
Den Nechsten Bettel-arm/ und sich zu großen Leuten?
Wird unsern Gütern nicht manch schönes Netz gestellt?
Den Jäger dieses Wilds muß oft ein Freund bedeuten.
Und wo ist eine Stadt/ die von Maitressen frey?
Diß Wort ist zwar nicht teutsch; jedoch weil Franckreichs Sünde/
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Langst teutsch geworden sind/ so wird die Schmeicheley
Des neuen Nahmens mir viel schönes Volck verbinden.
Was heißt Maitresse wohl? auf teutsch: Gebietherin/
Ihr Wollusts-Knecht zu seyn/ ihr Geld zu leben geben;
Und wenn der Geist erschöpfft und die Vernunfft dahin/
Mit ihr allhier bethört/ und dort verdammt zu leben.
Wie? red' ich nicht zu kühn? was lehrt dich über mir
Natürlich/ das ist schön/ vergnügtes Lerchen singen?
Gewiß der Freyheit Schloß/ die sichre Gegend hier/
Wo keine Geyer sich nach deinem Leben schwingen.
Ein Geist der Banden fühlt/ dem Furcht sein Meister ist/
Ein heischer Halß/ der singt/ sind nicht beliebt zu hören:
Und kein Verstand schreibt wohl/ der sich nach Regeln mißt/
Die der Tyrann der Welt/ der Wahn uns heißt verehren.
Glückseelger Aufenthalt! wo mich der Westen Wind
Anwehet ohne Furcht/ und ich nicht darf besorgen/
Daß Dünste mit dabey vom gifftgen Athem sind/
Und Abends mich erstickt/ was meine Luft am Morgen.
Du sichre Freyheits-Stadt/ vom Himmel dem bestellt/
Der durch ein Tugend Wort die Laster todt geschlagen.
Vor dem ein Viertel-Jahr so mancher Gassen-Held
Den Degen/ als ein Schaaf/ ergrimmt vorbey getragen.
Was aber zürn ich noch/ daß man mir nichts gethan?
Daß ich den Schertz umsonst mit andern Fehlern triebe?
Ich zürne/ daß ich sie nicht besser machen kan/
Und mich so mancher haßt/ weil ich so manchen liebe.
Doch edle Poesie/ beruhige mein Hertz.
Halt meinen Eyfer ab/ dem Meer den Sturm zu wehren.
Ist andre kranck zu sehn wohl der Gesunden Schmertz?
O ja/ du must die Welt der Tugend wegen lehren.
Mich deucht/ man ruffet mir: du bist dein eigner Feind.
Es will durch diesen Wald die heilge Stimm erschallen:
Was sagst du andern viel? der ist sein bester Freund/
Den so ein Eyfer treibt sich selber anzufallen.
Greif an/ dich böses Thier: du stehest auf der Flucht/
Der edlen Poesie von neuen aus zureissen.
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Was dich verwildern wird/ ist deine Tadel-sucht.
Die Freyheit/ die hier grünt/ will dich zu weit verschmeissen.
Halt/ gieb dir einen Fang. Du Tugend nimm das Schild.
Minerva komm herzu/ ergreiffe deine Waffen/
Erwürg in seiner Brust der Eigen-Liebe Bild;
Eh' er an andre denckt/ gebt ihm mit sich zu schaffen.
Ich zittre vor der Stimm; ich bebe selbst vor mir.
Die Tugend greift mich an. Soll meine Lust erliegen?
Die Fehler durch zu ziehn/ ist unser Malvasier.
Ach Tugend gönne doch mir ferner das Vergnügen.
Du bist den Lastern feind/ und die bestreit ich nur.
Schickt sich ein Straff-Gedicht und Tugend nicht zusammen?
O nenne/ hört ich drauf/ den Auswurf der Natur/
Des bösen Hertzens Brunst/ nicht Eyfer-reine Flammen.
Man kämpfet Helden gleich zwar mit der Laster-Brut/
Doch mehr sie in sich selbst/ als andern zu bestreiten 1
Hab ich mich nun besiegt/ und meins mit andern gut/
Steht ihnen ins geheim mein Eyfer an der Seiten/
Mit Liebe gantz vermischt/ mit Klugheit ausgedacht:
Daß sie mein gutes Hertz zur Liebe muß bewegen.
Doch welche Dornen hast du nicht hervor gebracht/
Des Nechsten Wunden sie vor Pflaster aufzulegen?
Ihr tadelt öffentlich/ und seyd den Schreyern gleich/
Die auf dem freyen Marckt zur Schane wollen heilen.
Ein Artzt geht in das Hauß; die Klugheit macht ihn reich;
Die Cur wird Ihnen Ruhm/ Euch Schimpf und Schand ertheilen.
Ihr helft den Krancken nicht; doch schreyend macht ihr sie/
Daß sie den bösen Artzt zum Teufel machten jagen.
Wenn ihr sie kräncker macht/ so kränckt euch dieses nie/
O nein/ ihr lacht so schön/ die Hölle kans nicht sagen.
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Das ist das Malvasier/ das euch so lieblich schmeckt.
Wenn Hochmuth/ Eigen Lieb und Neid euch nicht getrieben/
Ihr wär't den Lastern wohl/ so sehr ihr euch verdeckt/
Das erste Straff-Gedicht biß itzo schuldig blieben.
Es ist gar leicht gesagt/ und allzuschwer gethan/
Den Fehlern scharff zu seyn/ und gütig den Personen.
Die letzten mahlt ihr ab/ daß man sie greiffen kan/
Und weiß/ in wem ihr wolt/ daß Laster sollen wohnen.
Zu eurem gantzen Bild/ an dem kein schöner Strich/
Muß ein Original den ersten Hauptzug geben.
Ihr habt es nicht gemeint? und gleichwohl sieht es sich
In einer Narren-Tracht biß auf die Füße leben.
Besonders fallen euch/ in dem ihr schildern wollt/
Die/ so ihr hasset bey. Denn gleicht der garstgen Mutter
Der Feindschafft/ dieses Kind/ das ihr gebären sollt.
Mit Galle zieht ihrs groß und mit der Boßheit Futter.
Erst war ich ausser mir/ eh mich der Tugend Hand
Zur Demuth unter sich gewaltig hat gebogen.
Ach rief ich/ Poesie/ ists so mit dir bewandt?
So ist die Lust von dir und Freyheit auch gezogen.
Doch sie erwieß darauf/ daß dieses Sclaverey/
Von der Begierden Macht die schwartzen Fessel leiden;
Daß kein Vergnügen nicht so herrlich und so frey/
Als seinen Scharfen Sinn auf Tugend-Feldern weiden.
Sie sprach: du warst ein Thor/ wenn du von andern schriebst.
Was heißt ein Gassen-Held? Wer liegt dir in Gedancken?
Da du den Schertz umsonst mit andern Fehlern triebst?
O Böser/ ach wie weit laufst du aus meinen Schrancken.
Denn wer erlaubet dir die Menschen durch zu ziehn?
Diß heißt die Obrigkeit Verläumderische Schrifften.
Zwar gehest du verdeckt? es ist ein leicht bemühn/
So sieht man/ wem du wilst ein ewig Schandmahl stifften.
Poeten sind von Gott und von Natur erkies't.
Des Geistes Hurtigkeit/ die Tiefe zu erfinden/
Die Klarheit/ der Verstand/ die Anmuth/ die hier fließt/
Sind eine Braut/ womit der Himmel zu verbinden.
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Doch wo ein Rosen-Stock auf Sodoms-Acker steht/
Mit Neides Dornen reich; wo ein vergältes richten:
Da findet in der Schrifft sein Bildniß ein Poët:
Es muß der Menschen Hertz doch immer Böses tichten. 2
Wie ist nun diese Lust des Nahmens/ göttlich/ wehrt/
Wenn ihr aus Raserey die Verse gleichsam schaumet? 3
Gomorrens Reben-Blut ist der Poeten Pferd/
Daß ihr berauschter Geist hernach nichts gutes träumet.
Drum steh auf deiner Hut. Sonst geußt die Tadelsucht/
Indem du andre strafft/ der giftgen Ottern Galle
In deinen klaren Wein. Sonst bringt der Even Frucht/
Wenn du von Lieben singst/ dich wiederum zu Falle.
Man strauchelt unversehns. Ein Aal schlüpfft durch die Hand;
Ein geil und hitzig Wort leicht von der glatten Zungen.
So keusch dein Hertz dir schien/ so helle dein Verstand/
Hast du zu beyder Schimpf doch manches Lied gesungen.
Ach dämpfe deinen Zorn/ in dem dein Nechster fehit.
Geh erst in deine Brust; du findest ohne Zweifel
Der Menschheit schwaches Bild. Pfuy! wer Satyren wehlt: 4
Wie man den Satyr mahlt/ so mahlt man auch den Teuffel.
Was ist doch ein Poet/ der sich zum Narren keift?
Der auswirft/ was sein Hertz von Zorn und Wollust brütet?
Der Unflaht/ den das Meer in seinem Grund ergreift/
Und an das Ufer schmeißt/ so oft es tobt und wütet.
Wer nun nicht straffens-werth/ der straffe/ wenn er kan/
Die Laster insgemein/ bescheidentlich zu lesen. 5
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Daß wenn dein Tugend Glantz sich andern aufgethan/
Man rühmet/ wie in dir der Himmel klar gewesen.
Ergetzt dich der Triumph der holden Musen-Schaar;
Bezwang der Schwester Arm die lieblichstenSyrenen:
So reiß diß ungeheur/ das Eigen-Liebe war/
So schön es singt/ aus dir/ wenn sich dein Haupt soll krönen.
Denn schärffe/ bist du frey/ der Tugend ihren Kiel/
Daß wer noch Fühlung hat sich vor der Thorheit schämet.
Stell' alles künstlich vor/ daß durch der Sinnen-Spiel
Man bittrer Wahrheit folgt/ zum guten sich bequemet.
Wenn neben dir ein Freund aus Hippocrene trinckt/
Und seinem Geiste wird hernach die Ader reißen:
So folge nicht/ wenn dir ein böser Satyr winckt/
In seinen klaren Fluß ein stinckend Aaß zu schmeißen.
Ich weiß/ daß dich der Neid mit Herculs Krafft ergreift;
In Brand geräht dein Hertz; dein Kopff erwehlt die Waffen/
Die schärffer/ als ein Dolch/ den sich ein Welscher schleift/
Unredlich seinen Feind aus dieser Welt zu schaffen.
Gesetzt/ du kommest ihm nicht an den bloßen Leib;
Dein kahler Rumpf ist selbst viel leichter anzutasten:
So schmälst du auf das Kleid; Es ist dein Zeit-Vertreib/
Daß er nicht Friede hat/ nicht ruhen kan/ noch rasten.
Es sey ein Punct so klein/ wie ihn die Fliege setzt/
Du kanst ihn Bergen gleich durch dein Geschwätze machen.
Genug/ daß der dich rühmt/ den dein Gewäsch' ergetzt/
Daß wenn du lügst und schwermst/ die Leute drüber lachen. 6
Weg mit der bösen Brut aus der Gelehrten Welt.
Wenn du die Sonne bist/ so must du Sternen leiden:
Nur prüfe dich vorher/ ob nicht des Himmels Zelt
Für deinen Ruhm zuhoch. Wer klug/ wird sich bescheiden.
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Zwar deiner Muse sey zu tadeln unverwehrt/
Wenn wieder meinen Trieb Crispinus Verße schmiedet;
Doch höflich/ daß man ihm nicht Haut und Haar versehrt/
Und/ weil er kein Poet/ den Mann in Oele siedet.
Lehr ihn bescheidentlich: Er danckt vieleicht dafür;
Wo möglich in geheim: diß wird sein Hertz erfreuen.
Setz ihm nicht in der Nacht Pasquinum vor die Thür/
Der ihn am Morgen muß vor aller Welt beschreyen.
Ists aber/ sprach sie fort/ ein zweifelhafter Streit/
Daß die Gelehrten sich deswegen sämtlich spalten:
So folge deinem Licht/ wirf dessen Strahlen weit/
Und seh'/ ob ohne Zwang es welche mit dir halten.
Setz eine Hechel nicht an anderer Vernunfft:
Ein starcker Guß verschwemt den Saamen mit der Erde.
In der Gelehrten Reich ist keine solche Zunfft/
Allwo ein eintz'ger Wahn zum Ober-Meister werde.
Was hilf' es/ wenn du dich' zu einem Riesen schriebst/
Dein Hochmuth trät' hervor Hohn aller Welt zu sprechen/
Und endlich in der Schlacht mit einem David bliebst/
Wenn dir die freche Stirn sein Einwurf köndte brechen?
Was hilf es/ wenn dein Mund das große Schwerdt geführt/
Er fodert' jederman/ den Kampff mit ihm zu wagen/
Und würdest/ wenn die Welt dein bös' Gemüth verspürt/
Verachtet und verhaßt in aller Brust geschlagen?
Man sicht zu unsrer Zeit mit keinem Weber-Baum.
Wer tapfer/ braucht in Noth nur einen kleinen Degen.
Vor deinen engen Ruhm hat oft dein Zimmer raum;
Doch soll durch deinen Kiel die Erde sich bewegen.
O Armer miß dich erst mit dreyen Ellen aus;
Wenn du noch länger bist/ man wird es selbst erblicken/
Und/ wäre gleich bey dir ein Faß der Demuth-Hauß/
Dich mit dem Königs-Stuhl wie einen Saul beglücken.
Im Felde wird ein Held/ ein Weiser in der Schrifft/
Die Zwistigkeiten hegt/ an Geist und Hertz erkennet.
Wie mancher tödtet sich durch seinen eignen Gifft/
Daß ihn der Christen Welt den Schaum der Heyden nennet?
[122]
In Zanck und Streit beruht die wahre Weißheit nicht/
Der Seelen ruhig seyn und Stille muß sie suchen.
Wo deren Ruh' ein Leib voll von Bergierden bricht/
Dem wird die tolle Welt mit samt der guten fluchen.
Gemeines Volck hinweg! ein Weiser legt den Sinn
Auf rechte Poësie: der Geist muß nach dem Himmel.
Sein Fleiß erbaut die Welt; er schreibt was edles hin.
Ihn stöhret kein Geschrey vom eitlen Welt-Getümmel.
In diesem Walde soll kein Satyr wohnhafft seyn;
Ob gleich diß wilde Thier/ die Menschen mehr zu qvälen/
Auf hohe Schulen zieht/ und noch zu mehrer Pein
Mit seinem Saamen will so Stadt als Land beseelen.
Drum jag es aus der Brust: kein edler Satyr ist/
Als der den scharffen Zahn an seinen Mängeln wetzet/
Und durch ein Straf-Gedicht/ das er sich selber lis't/
Die schönste Satyra auch fremder Nothdurfft setzet.

Fußnoten

1 Stultus & improbus hic amor, dignusque notari.

Quum tua pervideas oculis mala lippus inunctis,

Cur in amicorum vitiis tam cernis acutum;

Quam aut aquila aut serpens epidaurius? Hor. Satyra tert. lib. 1.

2 Buch Mosis 8. Cap. 21. vers Denn das Tichten des Menschlichen Hertzens ist böse von Jugend auf. Welches eine Beschreibung der üblen Tichter billig mag genennet werden.

3 Est Deus in nobis, agitante calestimus illo.

4 diese Satyren/ welche wie des Juvenalis seine/ und viele andere/ so wohl alte als neue/ theils voller Unflathereyen/ theils voller Anzüglichkeiten sind.

5 Unter andern schönen Schriften des Hn. Philanders von der Linde ist seine Satyre wieder die Weiblichen Mängel sehr wohl geschrieben.

6 – – – Solutos

Qui captat risus hominum, famamque dicacis:

Fingere non visa potest etc. etc.

hunc tu, Romane, caveto. Horatius Satyr. 4. lib. 1.

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TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Schertz- und Satyrische Uberschrifften und Gedichte. Satyre. Satyre. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-888E-F