Biographie
1740
12. September: Johann Heinrich Jung wird in Grund bei Hilchenbach (Westfalen) als Sohn des Schneiders und Lehrers Johann Hermann Jung und seiner Frau Johanna Dorothea Katharina, geb. Fischer, geboren. Den Beinamen Stilling erhält er erst nach Erscheinen des ersten Teils seiner Autobiographie 1777. Er wächst auf dem Land in ärmlichen Verhältnissen auf und wird streng pietistisch erzogen.
1742
April: Tod der Mutter.
1750
Eintritt in die Lateinschule in Hilchenbach.
1755
Autodidaktische Studien in Naturwissenschaften, Literatur und Theologie.
Jung-Stilling wird Dorfschulmeister und Hauslehrer an verschiedenen Orten. Zwischendurch arbeitet er als Schneider in der Schneiderei des Vaters und als Landwirt.
1762
Jung-Stilling tritt eine Stelle als Schneidergeselle in Solingen an.
Nebenbei ist er Hauslehrer in Hückeswagen.
1763
Wechsel als Schneider nach Radevormwald.
Jung-Stilling tritt eine Stelle als Hauslehrer bei einem Gutsbesitzer und Fabrikanten in Radevormwald an (bis 1770). Er führt seine autodidaktischen literarischen und philosophischen Studien fort und lernt Hebräisch, Griechisch, und Französisch.
Ein katholischer Geistlicher vermittelt ihm Kenntnisse in der Augenheilkunde, insbesondere in der Behandlung des Stars.
1770
Beginn des Studiums der Medizin in Straßburg.
1771
Bekanntschaft mit Goethe, Johann Gottfried Herder und Jakob Michael Reinhold Lenz.
Juni: Heirat mit Christine Heyder.
1772
Jung-Stilling beendet sein Medizinstudium mit der Promotion und läßt sich als Arzt in Elberfeld nieder, wo er vor allem durch seine Staroperationen bekannt wird, die er Zeit seines Lebens auch neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller und Professor durchführt.
1773
Geburt der Tochter Hanna.
1774
Goethe besucht Jung-Stilling in Elberfeld.
Geburt des Sohnes Jacob.
1775
Die gegen Friedrich Nicolai gerichtete Schrift »Die Schleuder eines Hirtenknaben gegen den Verfasser des Sebaldus Nothanker« erscheint.
1776
»Die grosse Panacee wider die Krankheit des Religionszweifels«.
1777
Von Goethe wird ohne Wissen Jung-Stillings der erste Band seiner autobiographischen Schrift »Henrich Stillings Jugend. Eine wahrhafte Geschichte« herausgegeben. An diesem Hauptwerk, einer pietistisch poetisierten Lebensbeschreibung, die den Lebenslauf als göttliche Vorsehung darstellt, schreibt Jung-Stilling bis ins Alter weiter.
1778
Jung-Stilling wird Professor für Ökonomie, Landwirtschaft und Fabrikwesen an der Kameralschule in Kaiserslautern.
Mit »Henrich Stillings Jünglings-Jahre« und »Henrich Stillings Wanderschaft« setzt er die Veröffentlichung seiner Lebensbeschreibung fort.
1779
»Die Geschichte des Herrn von Morgenthau« (Roman, 2 Bände).
1781
Oktober: Tod Christine Jungs.
»Die Geschichte Florentins von Fahlendorn« (Roman, 3 Bände, 1781–83).
1782
August: Heirat mit Selma von St. George.
1783
»Lebensgeschichte der Theodore von der Linden« (Roman, 2 Bände).
1784
Die Kameralschule wird nach Heidelberg verlegt, wo Jung-Stilling nun vor allem Landwirtschaft unterrichet.
»Theobald, oder die Schwärmer« (Roman, 2 Bände).
1785
»Ueber Reliquien«.
1787
Jung-Stilling wird Professor für Finanz- und Staatswissenschaft an der Universität Marburg.
1789
»Henrich Stillings häusliches Leben«.
1790
Mai: Tod Selma Jungs.
November: Heirat mit Elise Coing.
1791
»Methode den grauen Staar zu heilen«.
Geburt der Tochter Lubecca.
1792
Jung-Stilling wird zum Prorektor der Universität Marburg ernannt.
1794
»Das Heimweh. – Schlüssel zum Heimweh« (Roman, 5 Bände, 1794–96).
1795
Jung-Stilling beginnt mit der Herausgabe der Zeitschrift »Der graue Mann« (30 Bände, 1795–1816).
1797
Mit den »Szenen aus dem Geisterreiche« (2 Bände, 1797–1801) beabsichtigt Jung-Stilling das Christentum zu stärken und gegen die Angriffe der Aufklärung in Schutz zu nehmen.
1799
»Die Pilgerreise zu Wasser und zu Lande oder Denkwürdigkeiten der göttlichen Gnadenführung und Fürsehung in dem Leben eines Christen« (Briefroman).
»Die Siegesgeschichte der christlichen Religion in einer gemeinnützigen Erklärung der Offenbarung Johannis« (2 Bände, 1799–1805).
1801
»Lavaters Verklärung«.
1802
September: Tod des Vaters.
1803
Jung-Stilling geht als Professor für Staatswissenschaften an die Universität Heidelberg.
Er erhält den Titel des Geheimen Hofrats.
1804
»Henrich Stillings Lehrjahre«.
1805
»Taschenbuch für Freunde des Christentums« (12 Bände, 1805–16).
1806
Jung-Stilling wird persönlicher Berater des Großherzogs Karl Friedrich von Baden und siedelt in dessen Schloß nach Karlsruhe um.
»Kleine gesammelte Schriften« (2 Bände, 1806–08).
1808
In seiner antiaufklärerischen »Theorie der Geisterkunde« versucht Jung-Stilling mit christlich-biblischer Argumentation die Existenz einer Geisterwelt nachzuweisen.
Auf Kritik aus protestantischen Kreisen antwortet er mit seiner »Apologie der Theorie der Geisterkunde« (vordatiert auf 1809).
»Des Christlichen Menschenfreunds Biblische Erzählungen« (14 Bände, 1808–16).
1811
»Antwort durch Wahrheit in Liebe auf die an mich gerichteten Briefe des Herrn Professor Sulzers in Konstanz über Katholizismus und Protestantismus«.
1814
»Erzählungen« (3 Bände, 1814–15).
1816
»Schatzkästlein«.
1817
Mit »Henrich Stillings Alter« beendet Jung-Stilling seine Autobiographie.
»Leben und Tod eines christlichen Ehepaares« (Erzählung).
März: Tod Elise Jungs.
2. April: Jung-Stilling stirbt in Karlsruhe.
Sylvia Zirden