8. Die Zufriedenheit
Zufriedenheit, du Quell von allem Glücke,
Die Jeder sucht, und die doch Jedem fehlt,
Entdecke dich, sprich, wo vor unserm Blicke
Dich fern von uns ein selig Land verhehlt?
Bot dich vielleicht auf unschiffbaren Meeren
Dem Robinson ein wüstes Eiland dar?
Vermuthlich nicht, weil ihm zurückzukehren,
Mehr als das Reich von seiner Insel war.
Nein, deine Lust erfüllt auch unsre Seelen,
Doch wirst du nur den Mächtigen zu Theil:
Ja du erscheinst, wenn Fürsten dir befehlen,
Du bist um Gold ja für den Reichen feil.
Ach, würdest du nicht meine Brust beglücken,
Besäß' ich auch, gleich Andern, Ehr und Geld?
Was fehlet Dem, vor dem sich Sklaven bücken?
Den, frey von Müh, der Schuldner Fleiß erhält?
Gequält von Neid und von vergebnem Kummer,
Verstrich mir so die Hälfte von der Nacht;
Der müde Leib verfiel in einen Schlummer
Von jener Art, dabey die Seele wacht.
Der Schatten weicht; umglänzt mit reinem Lichte,
Seh' ich vor mir ein himmlisch Bildniß stehn,
Ein holder Ernst erheitert ihr Gesichte,
Wie Alter klug, und wie die Jugend schön.
Wie? Ließ sie sich mit sanfter Strenge hören,
Verwegner Mensch! klagst du die Vorsicht an?
Wiß', ihren Schluß vernünftig zu verehren,
Nur dieses ist, was mich dir geben kann.
Bey ihm zu seyn, kann mir kein Fürst gebieten,
Wenn Ehrsucht ihn, wie er die Völker quält.
Man kauft mich nicht, um einen Schatz zu hüten,
Den blasser Geiz mit Millionen zählt.
Aus zweyen eins hast du dir zu erwählen,
Den äußern Glanz, die inn're Seelenruh:
Such' jenen erst, so werd' ich ewig fehlen,
Ziehst du mich vor, kommt er vielleicht dazu;
[50]Doch sey gefaßt, ohn' ihn beglückt zu leben,
Sonst wird er selbst dein wahres Elend seyn,
Das, was dir nützt, will dir die Allmacht geben;
In diesen Satz schränk Wunsch und Hoffen ein.
Ein größer Wohl, als Rang und Gold gewähren,
Hat dir die Huld der Vorsicht zugedacht;
Ein redlich Herz, genügsam in Begehren,
Und einen Geist, den Denken glücklich macht.