Wanderlied

Nun will ich gehn und wandern
Früh bis zum Abend spät,
So weit auf dieser Erde
Die Sonne mit mir geht!
Ich nehme nichts mit als den Becher,
Mein leichtes Saitengetön;
Ich wundre mich über die Maßen,
Wie's überall so schön!
Die Ebne ist oft schöner
Als meine Berge noch,
Und wo kein blauer Himmel,
Gibt's rote Wolken doch.
Wo keine schmachtenden Lotos,
Wächst blühendes Heidekraut,
Wo keine gotischen Dome,
Sind jonische Tempel gebaut.
Und bin ich des Griechischen müde,
Mich lockt die luft'ge Moschee:
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Ich kleide in maurische Schnörkel
Mein europäisches Weh!
Nur eine süße Blüte,
Die mangle ich überall,
Von einem süßen Namen
Den reinen Silberschall.
Hallo, du muntrer Jäger!
Sag an, du Bergmann traut!
Hast du, o stiller Fischer,
Mein Liebchen nicht geschaut?
Mein Liebchen ist die Freiheit,
Ich suche sie kreuz und quer –
Sie ist doch nicht ertrunken
Im alten falschen Meer?

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Vermischte Gedichte. Wanderlied. Wanderlied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9CEC-B