[207] 14. Sibylla

Die alten Jungfern bleichen
Ihr Tuch am Sternenschein,
Da wird dann ohnegleichen
Das Linnen zart und rein.
Bei Tage an der Sonnen
Tut's fast den Augen weh;
Im Himmel wird's gesponnen,
Das ist der weiße Schnee.
Und Wiese, Feld und Garten
Hast du schon vollgespannt?
Willst du so bald erwarten
Des Bräutigames Hand,
Der an der Kirchenpforte
Dich sanft vorüber trägt,
Mit kühlem Liebesworte
Dich in die Erde legt?

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Neuere Gedichte. Von Weibern - Alte Lieder. 14. Sibylla. 14. Sibylla. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9D41-0