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Gestern eine Aventür'
Hatt ich, die mir weh getan;
Allerliebste, denke dir!
Einen Burschen traf ich an,
Jung und fein und glattgestrichen,
Der dir auf ein Haar geglichen,
Wie der Tulp' die Tulipan!
Ja, dein Antlitz trug er dreist,
Deine Züge frech zur Schau;
Doch, was mich noch allermeist
Ärgerte, o zarte Frau!
War das dunkle Gold der Haare
Und dein Rot, das wunderbare,
War der Augen süßes Blau.
Aber was mir stets an dir
War von unschätzbarem Wert,
Ward mir unerträglich hier
In das Gegenteil verkehrt.
Jede Zierde deiner Züge
Schien hier eine schnöde Lüge,
Ja verspottet und entehrt!
Weibisch war der Haare Licht;
Deine Linien, zart und fein,
Sind zum Schneiderangesicht
Worden, unbedeutend, klein.
Deiner Augen Sternenschimmer
Ward zum wässerigen Flimmer,
Blöden Geistes Widerschein.
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Seines Mundes Freundlichkeit
War beleidigend für mich:
Was mich freute jederzeit,
Gestern war's mir widerlich;
Schier hätt ich dein Bild geschlagen,
Ja! ihn aus der Welt zu jagen,
Wünscht ich angelegentlich.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Siebenundzwanzig Liebeslieder. 14. [Gestern eine Aventür']. 14. [Gestern eine Aventür']. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9F47-7