[136] Dem neugebornen Jesvlein zu Ehren
So/ mein ich haben die Weisen aus Morgen das Jüdische [137] Land gesegnet/ und sich wieder rükwarts zu den Ihrigen gewendet. Herodes/ als derselbe vergewissert worden/ wie ein neuer Stern im Morgenlande erschienen/ und von denen Weisen erlernet/ wie der neugeborne König der Jüden sich eingestellet/ ist sonder Zweiffel folgends herausgebrochen:
Herodes.
Mitlerweile nähern sich Herodes Gesandten/ die er abgefertiget/ üm/ sich zu erkundigen/ wie es mit dem Kinde und Morgenländischen Völkern bewand/ welche ihm vermutlich dieses angemeldet.
[139] Als diese Botschaffter mit der Sprache nicht recht herausgewolt/ wird Herodes über ihrer Nachlässigkeit launisch und gibt ihnen sothanen Verweiß:
[141] Die Abgesandten wollen ihn wieder besänfftigen/lassen eine unterthänigste Vermahnung an ihn abgehen/ Inhalts:
Worauf Herodes Himmel und Erden zu Zeugen anruffet/ wegen der Vnmenschlichen That/ derer er sich unterwinden muß/ raset wütend also:
Indem der Bluthund mit dergleichen verzweifelten Gedanken/ [143] ümgehet/ kömt Mariamnes/ seine hingerichtete Gemählin/ begleitet denen abgeleibten Geistern seiner Kinder/ aus dem Abgrunde der Höllen/ zu ihm sagende:
Nun wachet Herodes böses Gewissen auf/ welches ihn unbarmhertziger Weise martert/ im Schlaf kommen ihm für die unschuldig-gewürgten Freunde/ Gemählin und Kinder/ worbey die Plagegeister sich dieses vernemen lassen
Herodes winselt hierauf und jammerlechtzet/ weil ihm immer ein Geist nach dem andern im Traum vorkömt/ und ihn mit scheutzlichen Geberden und blutrünstigem Gesichte erschrekken. Seine Worte/ die er aus verrüktem Verstande vorgebracht/ gleich einem/der an einem Pestilentzischen hitzigen Fieber liget/möchten vielleicht diese gewesen seyn:
Der Bluthund kann sich der Gewissensangst noch nicht entschlagen/ wann er sie mit folgenden Worten zu verstehen gibt:
Als Herodes nun wieder von seinem Höllenschlaf erwachet/ wird er nichts desto frömmer/ sondern ertheilet Befehl/ alle zweyjährige Knäblein in den Bethlehemitischẽ Gebieten hinzurichten/ solcher Massen:
[152] Hierauf nun kömt ein Bote und erzehlet dem König Herodes nach der Länge/ wie es mit dem Bethlehemitischen Müttern und Kindern sey hergangen/ seine Post möchte diese seyn:
Herodes kan gleichsam seiner Ankunfft nicht erwarten/ ruffet ihm entgegen/ und fraget/ wie es sey abgelauffen? Worauff ihm diese in etwas weitläufftige Antwort wird:
Herodes/ als er vernommen/ daß ihm sein Anschlag zurükke gangen/ wil in Egypten/ dem Kinde Jesu da selbsten das Leben zu nemen/ weil aber niemand mehr vom Jüdischen Geblüte vorhanden/ lässet er seine eigene noch lebende zwey Kinder grausam hinrichten.
Ich zweifle nicht/ werthe Zuhörer/ daß ihr über die erschrekliche zuvorunerhörte Blutmordthat Herodes erstaunet/ den Tyrannen in euren Hertzen verfluchet und vor ihm greulet.
Aber sehet euch ein wenig mit mir üm/ hauset nicht eben ein solche wütende Kriegsgurgel in unserm Teutschen Vaterlande.
Daher bricht Teutschlande ihr Mütterliches Hertz/daß sie uns ihr gebrantes Hertzeleid wehmütig also entwirfft:
Wir/ wie wir alle das bluttrieffende Winseln des Teutschlandes behertzigen/ also lasset uns bitten und beten/ daß der Höchste diesen und unsern allerseits folgenden Wunsch erhören wolle:
Fußnoten
Es hat der Edle und unvergleichliche Niederländer Heins von diesem Blutbade ein Trauerspiel gemacht/ welchem wir in vielen nachgangen/alldieweil solches kunstgefügte Werk je und je von der gelehrten Welt hochgehalten worden. Was der Frantzösische Redner Balsak/ unn der übertreffliche Salmas darwider geschrieben/ wollen wir drunten anführen. Hiesige Erklärungen werden denen in der Poeterey Vnbewanderten zu gut angefüget.
Herodes/ der Syrer סדורה/ Pasor meinet/ es komme vom Griechischen ἠρώϊς, von einer Heldin geborn. Dieser Herodes wird zum Vnterscheid Ascalonita genennet/ einer Stadt in Idumæa/ darinnen sein Vater ein Mesner in dem Tempel des Gottes Apollo sol gewesen seyn/ daher immer denen Römerẽ angehangen/ wie eine Klette am Kleide.
1 Wie Esau seine Erstegeburt üm ein röhtlich Linsengerichte verkauffet/ meldet die H. Schrifft und Josefus. Darüm ihm auch nachmals seine Spiesgesellen verschimpfiret und Edom/ das ist röhtlich/ zugenamet/welchen Namen hernach die gantze Landschafft desselbigen Kreises bekommen/ den die Griechen etwas zerilicher Idumæa ausgesprochen. Egesippus gibt ihnen das Lob/ daß sie ein unstät unruhig/ hochmütig und zänkisch Volk/ ein rechter Schadenfroh/ das der Gefahr nichts geachtet/ und gantz jähe zum Streit gewesen. Diese sind von David bezwungen/ von dem Judas Maccabaeus geschlagen/ und vom Hirkan zu Jüden gemacht worden.
2 Martialis, der sonst arge Mutwillige/ streicht Rom also heraus:
Terrarum dea gentiumque Roma,
Cui par est nihil, et nihil secundum.
Lipsius leitet der Stadt Namen her von Roem oder Ruhm/ wie denn Orosius meldet/ daß bey dem Morgenländischen Rumes dapfere und mannhaffte Soldaten seyn.
3 Heins. Ea cura superis restat, is labor versat, wieVirgilius im vierdten Buch vom Eneas:
Scilicet is superis labor est, ea cura quietos
Sollicitat.
4 Der kleine David/ der von den Vernunfftledigen Schaafen herkam/ den grossen und vernünfftigen Goliath mit einem Schleudersteine erlegete.
5 Bey den alten Teutschen sind Riesen genennet worden/ welchs die Ebreer םיליפב heissen Männer/ so ungewöhnlicher Grösse und Länge/ die in Wäldern und auf den Bergen die Strassen unsicher gemachet: Reken aber sind Könige gewesen/ wiewol die Riesen/wann sie sich wol verhalten/ auch Reken geheissen. Reken oder König waren Schutzherren/ die das Volk richteten/ und der Feinde Einfall/ den Strassenraub und wilden Thiere Fressen verhüteten. Das Heldenbuch Dietrich von Bern:
Do sprach der Bernere/
Ihr habent Reken genug/
Darüm sind üch unmere
Alle Reken ze Vngefug/
Darümb muß ich herbringen
Min Reken/ die ich han/
Ir redent von den Dingen/
Si türent meinen Bestan.
Tanhuser.
Der wunderküne Reke der wehrt sich ritterlich/
Er slug mit Heldesmüte viel manchen Jüngeling.
Deren Diener hiessen Thegan oder Degen. Otfried von Weissenburg:
Thegan sin in ware
In mancher Zale/
Manag Leid er dulte/
Vm thatz/ do Gott gihante/
Vberuwant er sie zarfram/
So Gottes Thegane gizam:
Der das alte Testament übersetzt:
Enoch der Gotis Deginwiß.
Von Farao und deren Ertzvater Jacob/
Gap do der Künic sinen Segen/
Er lie den edilen Gotis Degen.
Ist also ein edil Degen ein alter Teutscher Edelmann. Nach maln hat das Schwert Degen geheissen/ weil sie vermittelst des selben sich adelich gehalten.
6 Besihe unsere Höllen- und Himmelfahdt am 50. Blate.
7 Wie Herodes den Tempel zu Jerusalem aufgebauet/beschreibet nach der Länge Josefus im xv. Buch der alten Geschichte im xiv Haubtstükke. Merkwürdig ist es/ was er zu Ende desselben anhänget: Man sagt/ daß die gantze Zeit/ da man an dem Tempel gebauet/ es nie bey Tage geregnet/ sondern nur des Nachts/ damit der Bau nicht verhindert würde.
8 sol Wolkenbuch heissen/ wie auch im 82. weisen vor reisen.
9 Von diesen wird in den alten Schrifften offt Mel dung gethan/ daß sie die Menschwerdung des Sohnes Gottes vorher verkündiget/ wohin etzliche ziehen das vierdte Hirtengespräche Virgils/ darüber wir Baronium und Casaubonum streiten lassen.
10 Syrien hat vorzeiten viel Namen gehabt/ weil es in Assyrien/ Mesopotamien/ Babylon und das gelobte Land abgetheilet worden. Die Reiserfahrnen geben vor/ diese Landschafft sol mitten in der Welt ligen/daher es weder zu kalt noch zu warm/ sondern mässig wittert/ und kein Winter darinnen ist.
11 Ist ein geschwinder Fluß/ scheidet Syrien von Mesopotamien.
Frat/ der Wasserführer) Also wird er im Buch der Schöpffung benamet תרפ/ nimt seinen Vrsprung von הרפ/ welches heist fruchtbar seyn/ weil er die Felder in Syrien fruchtbar machet/ die er gegen Morgen wässert.
12 Im 4 Buch Mosis am 24. v. 17. Es wird ein Stern aus Jacob aufgehen/ und ein Zepter aus Israel aufkommen/ das war die Weissagung des damals hochberühmten Warsagers Balaams (wie ihn Josefus nennet) Der Chaldæer gibts also: Es wird der König aus Jacob aufstehen und der Messias aus Israel gesalbet werden.
13 Diß ist die gemeine Meinung/ welche auch behaubten Hieronym. Chrysost. Theophil. es weren die Weisen des Balaams Nachkömlinge gewesen. Vnd weiln diese Profecey bey der Nachwelt fleissig in Acht genommen worden/ hätten die Weisen aus dem neuen Wunderstern geschlossen/ es müsse der H. Messias sich eingestellet haben. Svetonius in Vespasiano: Per crebuerat Oriente toto vetus et constans opinio: esse in fatis, ut eo tempore Judæâ profecti rerum potirentur.
14 Prudent. in Apod.
Dirigit trepidans Chaldæo in vertice pernox
Astrologus, cessisse anguem, fugisse leonem,
Contraxisse pedes lateris manco ordine cancrum, etc.
Chalcidius commentar. in Platon. Timæum: Est quoque alia sanctior Historia, quæ perhibet ortu stellæ cujusdam non morbos mortesque denunciatos, sed descensum DEI venerabilis, in gratiam humanæ conservationis, rerumque mortalium, quam stellam cum Chaldæorum Sapientes suspexissent, Viri consideratione rerum cœlestium satis exercitati, quæsivisse dicuntur recentem ortum DEI, repert âque illa majestate puerili veneratos esse, et vota DEO tanto convenientia nuncupasse. Barth. advers. f.2724.
15 Aus dem Esa am 9. und 1. Buch Mos. am 49. רוביג לא und הליש, diese Weissagung sind heller als die Sonne/ daß sie auch viel der Juden erleuchtet. In der grossen Rabbinischen Auslegung über das erste Buch Mos. heist es חישמה ךלמ הז, das ist/ der König Messias. Rabbi David Kimchi Onkelos: Der Messias/ dessen das Reich ist. הליש aber ist ein Nennwort/ wie רוטיק und שומיק von הלש friedfertig/ glüklich und stille/ daher es so viel heisset/ als ein Heiland/ dem es nach Hertzenswunsch gelinget/ Glassius in Philolog. Sacra.
16 Ist ein Berg zu Rom/ auf welchem die Festung oder das Capitolium erbauet war, Virgil. im 8. Buch vom Eneas:
Hinc ad Tarpæiam Sedem et Capitolia ducit.
17 Ist Jupiter. Daß Herodes ein purlauterer Heyde gewesen/ beweiset Herns. weitläufftig/ alldieweil er diesen Gott geehret/ der in dem Tempel gestanden/ daher ihn der Profet Daniel םיצקש und unser Heiland βδέλυγμα τῆς ἐρημώσεως, den Greuel der Verwüstung genennet.
18 Soll heissen Propheten.
20 Folgende Gleichnisse haben wir aus dem Heins. übersetzet:
Sic ille magni terror armenti Leo etc.
– – – – Sic gubernator ratis
Temone modico vim procellosi maris
Fluctusque vastos arte, non vi temperat, etc.
Sic cornipes superbus, ac stare inscius
Sessore modico gaudet, ac altè gradum
Glomerat superbum.
21 Davon ist offt zu lesen im Buch der Makkabeer.Silius saget von ihnen also:
Turritas moles ac propugnacula dorso
Belluanigranti gestans ceu mobilis agger
nutat.
Heinsius nennet es bovem Lucam, weil aus dem Plinio bekand/ daß die Römer niemals keinẽ Elefantẽ gesehẽ/ bis sie Pyrrhus in Welschland gebracht/ da sie sie boves Lucas geheissen/ quia, sagt er in Lucanis, primũ visi. Just. l.18. Sed Romanos vincentes jam, inusitata ante Elephantorum forma, stupere primo mox cedere prælio coëgit. Thue hinzu Florum, Solinum und andere. Barrus wird er genennet von רב, das ist/ ausländisch/ daher die Griechen alles/ was ihnen unbekand βαρβαρ geheissen haben.
22 Fast wie die Medea beym Seneca:
Timemur, hac aggredere, qua nemo potest
Quicquam timere: perge nunc, aude, incipe,
Quicquid potes Medea, quicquid non potes.
Lucanus:
Nocuit differre paratis.
23 Hirkanus des Hohenpriesters Enkelin/ die schönste Prinzessin von der Welt/ die wegen der himmlischen Schönheit eine irdische Göttin/ der ungläublichen Gedult ein Ausbund der Weiber/ des überhäufften Tugenden ein Muster der Jungfrauen/ und wegen des Sieghafften Makkabeer Geblüts/ daraus sie entsprossen/ ein streitbare Heldin zu nennen. Sie war in dem Gesetze Gottes überaus geübet/ vorsichtig/ sinnreich/weise/ eine keusche Susanna/ diese Goldgestralte Morgenröte muste bey früher Tagszeit untergehen/besage des 188. Verses.
24 Heinsius:
– – – Styx, quæ septemplici
Oberrat unda noctis inferne chaos.
Vber welche Wort
Das Wunder/ der Begriff der gantzen weiten Welt/
Salmas/ in dessen Stirn die Kunst der Welt sich hält/
schreibet: Stygem et Tartarum et Orcum pro inferis licet, quales credit Christianus, usurpare. Agnoscunt enim Christiani inferos ut Pagani, sed aliter hi suos inferos describunt quàm illi Errorem igitur commisit Heinsius, cùm inferos Iudæorum, à quibus Mariamne in theatrum Hierosolymitanum educitur, septemplice Styge circumiri dixit. Dahero wir Feuerströmme für Siebenströme gesetzet. Sonsten ist Styx ein höllischer Fluß der Traurigkeit von στυγνάζω.
25 Heinsius in der Verantwortung wider den Balsak leitet es von dem Ebraeischen ןורחא, welches der Eusserste heist. Worauf Salmas antwortet: Quis nescit omnia nomina infernalium amnium apud Græcos Græcas habere origines? Certè ἀπὸ τῶν ἀχέων, ab ἄχος ἀχέρων, ein Schmertzensfluß.
26 Hiervon ist Josefus ihr Blutsfreund in des 15 Buchs 11. Hautbstükke zu lesen. Es ist aber Mariamnes beym Herode verunglimpffet worden/ als wenn sie ihm Gifft beybringen wollen. Wiewol Mariamne ein bescheiden/ keusch und züchtig Weib/ ist sie doch murrisch und zankhafft gewesen: Mit Schönheit aber/zierlicher und lieblicher Rede/ besonderer Herrlichkeit/ daß nicht wol zusagen/ wie sie der Zeit alle Weiber übertroffen. Bengorion sagt: Sola modestia caruit. Nam perpetue cùm intueratur eam maritus, malè ei dicebat: eò quòd in suos sævîisset. Heinsius mutzet hier die Wurtzel ללק auf/ welche heist einen ausmachen/ lästern und schmähen. Egesippus: Mariamne war ein schamhafft züchtig Weib/ aber gar unverträglich/ die weil sie wuste/ daß sie schön war. Sie war hochtrabend/ großmütig/ unfleissig/ unfreundlich/ hat mit ihrem Manne niemals geschertzet/ daher/ daß sie von dẽ/ der sie über die Massen liebete/ sich nichts tödlichs zu befahren. Josefus sagt: Daß sie unverzagt/und aus Furcht des Todes gar nicht entfärbt zum Tode gangen/ auch ihr adelich tapffer Gemüt am letzten Ende sehen lassen.
27 Von μεγαίρω, eine Neidgöttin. Heinsius:
Iugata tædis, quas cruento, prætulit
Thoro Megæra.
Der Poet sihet auf den Gebrauch/ da den neuen Eheleuten brennende Fakkeln für getragen worden/ von Fichten/ Dornen/ Ahorn/ Haselstauden und dergleichen/ derowegen sagt Mariamne hier: diese Hochzeitliechter weren von denẽ Plagegeistern angezündet/und zu allem Vnglük ihr vorgetragen worden. So tollisirt auch Medea beym Seneca:
Adeste, thalamis horridæ quondam meis
Quales stetistis:
Ovidius:
Non pronuba Juno,
Non Hymenæus adest; illi non gratia lecto,
Eumemides tenuere faces de funere raptas.
28 Es haben alle Völker einen Abscheu vor dem Tod gehabt/ also/ daß sie selbiges Namen auch nicht gerne angehöret. Wenn einer gestorben ist/ haben die Griechen gesaget: ὄιχεϑαι; die Römer: Vixit; oder jene:πλέιονας ἀντὶ τῶν τεθνικότων; diese: ivit ad plures: er ist zum grossen Hauffen gezogen/ ein Grab τὸ πολυάνδριον, welches auch wir hier in Acht genommen.
29 Heinsius:
– – – cur adhuc cessant faces
Sævæ sorores? – – –
Medea beym Seneca:
Adeste, adeste sceleris ultrices deæ,
Crinem sotutis squalidæ serpentibus,
Atram cruentis manibus amplexæ facem.
Hier nun gerahten die beiden Männer (über deren Geschiklichkeit/ jeder/ so weiß/ was gelehrt seyn ist/ mit höchstem Recht sich verwundert/ einander in die Haar Salmasius schreibet also: Peccare ineo (Heinsius) videtur, quod imperio privato Mariamnes, Tisiphone cum sororibus suis parere festinans, comitatur eam in Theatrum venientem. Ac illa non nisi Deorũ majorum jussu eunt, aut hominum precibus adducta, velut per imprecationes inducta. Heinsius aber sagt: Sie sey ein rechter Plagegeist/ und nicht ירירמ, sondern ירירמ, welches einen solchen Geist bedeutet/ zu nennen. Denn/ sagt er/ was ist ein Plagegeist/ als der Feindschafft anrichtet/ Freunde und Verwandten aneinander hetzet/ Häuser und Geschlechter/ wie Mariamne/ verwirret?
30 Heinsius:
Sequimur ultrices Deæ
Sequimur Tyrannum.
Salmas vermeint/ Herodes hätte sollen gantz erstaunet und aberwitzig auf den Schauplatz geführet werden/ruffend/ er sehe die Plagegeister mit Fakkeln ihme ins Gesichte fahren/ und ihm zischende Schlangen in die Augen schlagen/ weiln Herodes/ nicht aber Mariamne/ dem Römischen Aberglauben zugethan war. Hölle ist hier der Ort/ den die Ebreer לואש, die Griechenἅδην, die Lateiner Infernum, die Teutschen ein Grab nennen.
31 Dergleichen Oerter sind beym Virgil. im 6 vom Eneas/ beym Claudianus im 1. Buche de raptu Proserpinæ, und Seneca im Agamemnone saget von diesen Schwestern:
Instant sorores squalidæ,
Sangvinea jactant verbera,
Fert læva semustas faces, etc.
32 Ist eine Versart/ so die Griechen und Lateiner Dithyrambum geheissen/ welche von tollen und sinnlosen Leuten dem Baccho zu Ehren gesungen worden.
33 Virgil.
Eumenidum veluti demens videt agmine Pentheus
Et solem geminum et duplices se ostendere Thebas:
Euripides in Bacchis:
Videre videor jam duos soles mihi
Duplicesque Thebas.
Warüm aber denen Vnsinnigen alles doppelt däuchtet/ weiset Arist. in Probl. Sect. 3. und Lucr. l.4.
34 Hier wird Herodes eingeführet als ein Jüde/ Grieche und Römer/ der in seinem Gottesdienst ein rechter Wetterhan war/ wie denn Josefus schreibet im xv. Buche: Herodes fiel je länger je mehr von Väterlichen Sitten/ alter Gewonheit und Ordnung ab/ welche billich unverletzt und ungeändert solten blieben seyn/das Volk ward mit viel fremdẽ Dingen geärgert/ daher denn alle gute Sitten zum argen boßhafftigen Leben sich geneiget/ weil alle Zucht und Erbarkeit/ damit man das Volk im Zaum gehalten/ vergangen. Herodes, ut Idumæus, ita Judaicæ religionis contemtor, Romanæ autem, sicubi opus foret, et Patronus, et ineptè in nonnullis fuit sectator, sagt der Geschichtschreiber.
35 Wieviel Herodes unschuldiger Kindlein ümbracht ist ungewiß/ etliche wollen aus der Offenbarung Johannis schliessen/ daß ihrer in die hundert und vier und vierzig tausend gewesen.
36 Wie Virgil. Quos ego. im 1 Buche vom Eneas.
37 Justinus l. 2. Uxores liberosque secum in plaustris vehunt: quibus coriis (alii corticibus) imbrium hyemisque causa tectis pro domibus ut untur. Dahero werdẽ sie bey den Griechẽ genennet ἁμαξοβίται und ἁμαξόβιοι, auch ἁμάξοικοι, Horden sind ihre Hütten von Rieth und Schilf gemacht.
38 ἄξενος, inhospitalis, weil ein Räuberisch Volk darauf wohnet/ ist der gröste Berg in der gantzẽ Welt/strekket sich von Ciliciẽ durch gantz Asien bis in Indien/ dahero hat er unterschiedene Namen. Flemming in der Persischen Reise:
Von daraus stiegen wir auf Taurus hohen Rükken/
Wiewol begleitet nicht von unsern schönen Stükken/
Hier ist kein Weg für sie. – – –
Mit diesen kräntzten wir Imaus weite Hörner/
Der Taurus Bruder ist.
39 Ist der gröste Fluß in Europa/ saufft in sich 60. Ströme/ mehrentheils Schiffreich/ eh er sich ins Meer geust. Ammianus l. 22. Amnis Danubius oriens prope Rauracos montes, limitibus Rhæticis per latiorem orbem protensus, ac sexaginta navigabiles penè recipiens fluvios, septem ostiis per hoc Scythicum latus in mare erumpit.
40 Josefus im xv. Buche am xx. Haubtstükke meldet: Herodes habe Mariamnen nach ihrem Ableiben offt mit Namen geruffen/ ihrenthalben offt sehr geheulet/seinen Dienern/ Mariamnen/ gleich als wann sie noch im Leben were herzuholen befohlen. Zu welchem stimmet Bengorion, der sagt: Daß er von Tag zu Tag je mehr und mehr sey gegen ihr entzündet worden/ sie und ihren Namen stets im Munde geführet/ (.תימת המש תא רכזיו) auch verordnet/ daß man ihrenthalben die Tafel gedekket/ und ihren Stul neben den König/ als wenn sie noch vorhanden/ gesetzet.
41 Dieser Hirkan war Hoherprister/ wegen seiner frommen Einfalt wenig gefürchtet. Diesem/ als er von denen Parthern gefangen worden/ hat Antigonus die Ohren abschneiden lassen/ damit er zum Hohenpriesterthum untüchtig. Als Hirkanus vernommen/ daß Herodes König worden/ fügt er sich zu ihm. Herodes hat ihn aufs freundlichste und ehrlichste empfangen/in denen Versamlungen den ansehnlichstẽ Sitz verordnet in Panketen oben an sitzen lassen/ ja seinen Vatter genennet. Als er aber bey Herodes in Verdacht kommen/ er möchte zum Königreich gelangen/ hat er ihn im 80 Jahr seines Alters ümbringen lassen/ und sein eisgraues Haar mit sein eigenem Blute besudelt.
42 Hirkan und Aristobuls Enkel/ Alexanders Sohn/Mariamne Bruder/ ward vom Herodes zum Hohenpriester gemacht und weiln er in dem 17 Jahre seines Alters/ als ein über alle Masse schöner Jüngling/ in Hoherpriesterlicher Kleidung vor den Altar getretten/und bey dem Opffer alle Gebräuche zierlich und gebührlich abgeleget/ daher ihm das gantze Volk günstig worden/ und mit grossem Frolokken und Jubelgeschrey Glükke gewünschet/ hat es Herodes verdrossen/ und ihn gedacht üm zubringen. Als das damalige Lauberhüttenfest vollendet/ hat Alexandra Aristobulen zu Gaste geladen/ da sich denn Herodes gar freundlich gegen ihm gestellet. Wie aber nun die Malzeit volt racht/ ist er/ weil es sehr heiß war/ Erfrischung zu schöpffen/ auf Herodes Befehl/ in den Fischweiher gestiegen/ der hart am Saale war/ darinnen ihm die Freunde Herodes/ welchen die Sache befohlen war/ im Schwimmen offt unter das Wasser gedrukt/ auch nicht eh abgelassen/ bis sie ihn ersäufft/ist derwegen Aristobul im 18. Jahr seines Alters/ im ersten seines Hohenpriesterthums ümkommen/ daß also dieser Jüngling/ der denen Jüden gleich einer neuherfürbrechenden Sonne/ dem Herodes aber ein Dorn im Auge/ mit seinen helleuchtenden Stralẽ vor der Zeit verbleichen müssen. Besihe den JesuitenCausin im Hofe der Gottlosigkeit.
43 Alexandra/ Hirkans Tochter/ Aristobuls und Mariamne Mutter/ ein hochtragend/ stoltzes und übermütiges Weib. Weil sie aber dem König je und je verdächtig gewesen/ die Ihrigen zum Königreich zu bringen/hat er sie in seiner Krankheit ohne Verzug lassen er würgen.
44 Alexander und Aristobul/ Herodes Söhne/ weil sie bezüchtiget worden/ als strebeten sie ihm nach der Krone/ hat er sie zu Sebaste im Gefängniß mit Strikken erwürgen/ und ihre Cörper gen Alexandrum/ da ihrer Mutter Vater/ viel der Verwandten und Vorfahren begraben/ legen lassen.
45 Eben dergleichen Worte in dergleichen Vorhaben gebrauchet sich Medea beym Seneca:
Ut sæva rapidi bella cum venti gerunt,
Utrinque fluctus maria discordes agunt
Dubiumque pelagus fervet: haud aliter meum
Cor fluctuatur.
48 Das ist zwey Jahr/ wie bey den Römischẽ und Teutschen Poeten üblichen: Virgil. Eclog. 1.
Post aliquot mea regna videns mirabor aristas.
Schneider im Lobgesange Jesu Christi:
Zwölf Aehren/ schöner Knab/ hastu noch nicht erlebt.
49 םחלתיב ein Brodhauß/ daher es auch התרפא von der Fruchtbarkeit genennet wird. Wie weit aber die Grentzen Bethlehems sich erstrekket/ was für Flekken/Märkte und Städte darinnen gewesen/ ist in H. Schrifft nicht aufgezeichnet. Chemnit. in Harm. Evangel.
50 Deren Virgil. l.6.
Cerberus hæc ingens latratu regna trifauci
Personat. Horat. l.3. Oda 11.
Janitor aulæ Ore trilingui.
Statius l. 2. Thebaid. Virgi. in Culice.
51 Heinsius:
Ut turbinem cum versat imbellis manus
Tortumque multo verbere in gyros agit,
Viresque ab ictu sumit, huc illuc volat
Rotata buxus, spaciaque involvit sua.
Tibullus:
Namque agor ut per plana citus sola verbere turbo,
Quem celer assveta versat ab arte manu.
52 dergleichen Ort hat Seneca in der Trojanerin:
Partes ferè nox alma transierat duas
Clarumque septem verterant stellæ jugum.
Juvenalis klagt auch über derselben Trägheit.
Frigida circumagunt pigri sarraca Boötæ.
53 Josefus im xvi. Buche: Es wüteten die allerbesten Freunde wider einander/ als weren sie unsinnig/ keiner wolte warten/ bis er sich entschuldiget/ wenn einer etwas bezüchtiget wurde/ kunte man nicht verziehen/bis die Warheit an Tag kam/ er ward verurtheilet/ getödet/ in die Eisen geschlagen/ es war lauter Vnglük und Traurigkeit in der gantzen Hofhaltung. Herodes selber were lieber tod gewesen/ traute niemanden/ Es kam ihm offt vor/ als wenn ihn sein Sohn mit einem gezükten Gewehr überlieffe/ daß es nicht viel fehlte/er were gar von Sinnen kommen.
54 Heins.
Non sic Charybdis vasta, nunc haustas vomit,
Nunc sorbet aquas etc. – – –
Viel sind der Meinung/ daß das alte Gedichte der Strudel Charybdis von den Norwegischen Meerschlund entstanden sey/ welcher alle 6. Stunden Wasser/ Walfische/ Lastschiffe/ und was vorhandẽ/ mit solcher Gewaltsamkeit/ Vmdrehen und Brausen/ in sich schlukket/ daß es unaussprechlich: Andere 6. Stunden speiet er alles wieder aus/ was er zuvor verschlungen/ mit solcher Vngestümmigkeit/ daß keine Last/ kein Schiff/ kein Walfisch so schwer/ welches nicht wider heraus muß. Dahero nennet Mela diese wiederholte Flut einen Odem der Welt: Solinus die Naßlöcher der See: Andere den Nabel des Meers:Vigil. im 3. vom Eneas:
Dextrum scylla latus, lævum implacata Charybdis
Obsidet, atq imo barathri ter gurgite vast so
Sorbet in abruptum fluctus, rursusque sub auras
Erigit alternos, et sidera verberat unda.
55 Prudentius im Lobgesange von der Erscheinung Christi:
Exclamat amens (Herodes) nuncio,
Successor in stat, pellimur:
Satelles i, ferrum rape,
Perfunde cunas sanguine.
Mas omnis infans occidat,
Scrutare nutricum sinus
Interque materna ubera
Ensem cruentet pusio.
Chrysost. sagt schön: Wie ein wildes verwundetes Thier alles/ was ihm aufftösset/ zerfleischet/ in Meinung/ es were ein Vrsache seiner Schmertzen: Also/da Herodes sahe/ daß er von denen Weisen betrogen worden/ schüttet er seinen Grim über die armen Kinder aus. Eben der Meinung singet Iuvencus:
At ferus Herodes sibimet succedere credit,
Quem callens astris quæsisset cura Magorum:
Quorum præcauto discessu sollicitatus,
Crudeli tinxit Bethlemica compita cæde,
Infantes mandans, teneroque sub ubere plebem
Innocuam, in sinubus rigido succumbere ferro.
57 Prudent:
O barbarum spectaculum, Illisa cervix cautibus
Spargit cerebrum lacteum
Oculosque per vulnus vomit.
58 War ein Haubtzierde der Könige/ von einer Purpurbinden/ Lateinisch und Griechisch/ διάδημα, Diadema, von διαδέω, ümbinden. Solche Binden haben vorzeiten die Priester im Opffern getragen/ welcher Gebrauch nochmaln auf die Könige kommen/ wie uns unser hoch gepriesener Dilherr/ in Erklärung des Käisers Titi/ unlängst gelehret.
59 Wie der Bote in der Trojanerin:
O dira fata, sæva, miseranda, horrida.
Vnd im Hyppolitus:
O sors acerba, et duro famulatus gravis,
Cur me ad ne fandos nuncium casus vocas?
60 Heins.
Ceu vastus amnis mole prærupta furens
Cum pecore tecta, stabula cum armentis trahit.
Virgilius im 2. vom Eneas:
Non sic aggeribus ruptis cum spumeus amnis
Exiit, oppositasque evicit gurgite moles,
Fertur in arva furens cumulo, camposque per omnes
Cum stabulis armenta trahit.
61 Seneca von dem Astyanax/ der über den Thurn herabgestürtzet worden:
Soluta cervix, silicis incussu caput
Ruptum cerebro penitus excusso, jacet
Deforme corpus.
62 Prudentius:
Transfigit ergo carnifex
Mucrone distrincto furens
Effusa nuper corpora
Animasque rimatur novas.
Locum minutis artibus
Vix interemptor invenit,
Quo plaga descendat patens,
Juguloque major pugio est.
Vnd der Jesuit Tarquinius Gallutius Sabinus:
Vix benè tam parva manus (Sceptrum) capit, improbe crede,
Figere si vis hîc vulnera, quære locum.
63 Heins.
Pars ense sævo pectus effossi jacent.
64 Prudentius:
Aut in profundum palpitans
Mersatur infans gurgitem,
Cui subter arctis faucibus
Singultat unda & halitus.
65 Heinsius redet trefflich schön.
Ut fœta tigris, longa per vestigia
Relegere natos sueta, quos sonipes tulit,
Si forte raptor puppe sublatus, moram
Objecit unda sævit alto in littore,
Nec vim furori patitur aut explet sui.
Abit, redit, vagatur, incurrit, intonat.
Respondet æther, terra mugitu fremit.
66 Barlæus, der Niederländische Poet.
Ille tamen teneris atrox cervicibus instat,
– – – furibundus dissecat artus,
Ferrea nec poterant corda movere preces.
67 Oberwehnter Niederländer:
Hunc adigas dixi, mea per præcordia, miles,
Ac soboli clemens, obsecro, parce meæ.
68 Heinsius:
Cùm vultur auras remige infesto secat,
Et immerentem penna circumit larem,
Ter impetu delapsus aut prædo Jovis.
69 Barlæus:
Prima dies vitæ mortis fit prima cruentæ
Et moritur lucis nescius ipse sui.
Tarquinius Gallutius Sabinus:
Aspice, quos cædis, quos funere mergis acerbo;
Una dies peperit, sustulit una dies.
70 Kein Zweifel ist/ daß in manchem Hause zwey Kinder ümkommen/ an deren grössern die Eltern ihre Hertzensfreude gehabt/ weil zweyjährige Kinder die besten Spielvögel sind/ und sich sehr werklich geberden/ das Jüngere aber mehr Milch als Blut wird gegeben haben.
71 Sedulius, ein alter Christlicher Poet/ hat uns diese Gedanken erwekket/ wenn er singet:
Hæc (mater) laceros crines nudato vertice rupit,
Illa genas secuit, nudum ferit altera pugnis
Pectus, & infelix mater (nec jam modò mater)
Orba super gelidum frustrà premit ubera natum.
72 Barlæus:
Triste Patris nomen, nomen miserabile matris,
Flebile plus nostro nomine, nate, tuum.
Nec tamen aut genitrix ultrà genitorque supersunt;
Nomina tu nobis, dum cadis, istarapis.
73 der Jesuit Tarquinius Gallutius Sabinus vermeinet dieses/ wann er singet:
Huc saltem converte manus, ait, ecce satelles:
Hoc mage, quod ferias barbare, corpus habet.
Hic alius nobis latet intra viscera fœtus,
Verte manus: uno vulnere cæde duos,
Cæde duos, certum nati sit ut altera bustum,
Alter ut inferias sentiat ante diem.
74 Obbelobter Jesuit:
Ah puer abreptus malè dum blanditur ocellis,
Lictorem patitur, quem putat esse Patrem.
75 Kleine Kinder haben die Messer lieb/ es wird manches den Degen angelachet haben/ wann er gefünkelt:Barlæus, aus welchem wir dieses geborget:
Quin meus arrisit missis latronibus infans,
Autoresque suæ nesciit esse necis.
Risit, & ut gladios vidit fulgere coruscos,
Credidit ista sibi gaudia posse dari.
Schön redet von diesen jungen unschuldigen Kindern/(denen Blumen der Märterer/ wie sie Prudentius heisset) Chrysostomus, wenn er sagt: Das Kind Christus übersendet diese Kinderlein dem Himmel: Gibt sie seinem lieben Vater zum neuen Jahr/ als die Erstlinge seiner Früchte. O selige Kinderlein/ neulich geboren/niemaln versuchet/ noch nicht entwehnet/ allbereit gekrönet! Noch schönere Gedanken hat von diesen unschuldig abgeschlachteten Knäbelein Petrus Chrysologus in der 53 Rede: Die mit ihrem Könige an das Liecht gekommene Schaar wil lieber vor/ als mit ihm/sterben. Die ihm geworbene Soldaten haben ehe zu streien/ als zu leben/ angefangen/ ehe geschlagen/ als gespielet/ ehe Blut vergossen/ als der Mutter Brüste ausgesogen. Die flammenden Seelen können des Leibes Verzug nicht vertragen/ sie fliehen aus dem Schosse nach der wütenden Feinde Heerspitzen zu/und kommen denen Lieblichkeiten der Kindheit mit Tugenden zuvor/ den süssen Küssen mit scharfen Wunden/ der Oelung mit dem Eisen/ damit sie den Himmel zeitlicher bewohnen als die Erden/ die Früchte des Geistes ehe darvontragen als des Fleisches/ und bey Gott ehe triumfirẽ/ als bey denen Menschen Nahrung suchen.
76 Megera im wütenden Hercules:
Quidnam iste nostri generis exitium ac lues
Novi parat/ quid tentat?
77 Ist Egypten/ wohin sich Josef auf Befehl des Engels begeben. Barlæus im Lobgesange Christi:
At tu, nate DEO, medios elapse per hostes,
Niliacos penetrare sinus, atque intima tutus
Regna Phari poteras;
78 Nilus von νέαν ἱλύν, weil er neuen Schlam (Virgil. Felicem limum) mit sich führet/ und das Land damit dinget. Warüm er sich zu gewissen Zeiten ergeust/und Egyptẽ an Statt des Regens wässert/ meldet Plin. im 18 Buch/ Lucr. im 6. Luc. im 10. Dahero lobet Isocrates die Egyptier/ daß sie glückselige Leute weren/ weil dürre Zeit und Nässe in ihrer Gewalt stünde/ da sonst der Jupiter ein Ausgeber derselben ist. In dem sie nemlich nach Belieben den Nilus auf ihre Aekker durch Rinnen und Gräben leiten/ oder nach gestalten Sachen mit Dämmen und Bolwerken abhalten.
80 Ist eine grosse Stadt in Egypten/ wird heutiges Tages Alkayer genennet/ davon die Reiserfahrnen viel Wunderdinges erzehlen. Stapulensis benamet aus dem Petrus Martyr den Ort/ wo sich unser Jesulein im wärenden Elende aufgehalten/ welcher viel Meilweges über Alkayer ligen sol/ und werde heutiges Tages Matarea genennet/ da die Inwohner noch ein ewigbrennende Lampe aus Andacht verwahren sollen. Es werde auch daselbsten ein Garten gezeiget mit jungen Balsambäumlein bebauet/ welche das Kindlein Jesu sol gepflantzet und auß dem nechsten Brunnen begossen haben.
81 Heinsius:
– – – domum secessibus
Ambagibusque & irrepertis fraudibus
Mille involutam evolvam & explicitam dabo.
Dieses waren Irgebäue/ mit vielen Vmgängen verwirret/ daß man sich nicht wieder herausfinden konte.
Dergleichen Gebäu war in Egypten ohne Holtzwerk aufgeführet/ worinnen tausend Wohnungen und zwölff Königliche Schlösser in einer Ringmauer befindlichen/ von Marmor gebauet/ und mit Marmor bedekket/ inwendig war nicht mehr als ein Treppe/ unzehlich viel Vmgänge/ die sich dort und dahin/ vor und hinterwarts gehen liessen.
82 Sind vierekkichte Gebäue die unten breit gewesen/sich in die Höhe gezogen/ und je länger je mehr bis in eine Spitze verloren/ ungläublicher Höhe/ daß sie auch das Schattenmaaß überstiegen/ und keinen Schatten von sich gegeben/ inner diesen waren der Egyptischen Könige Begräbnisse.
84 Ist eine Beschreibung der Vnmöglichkeit/ von dem Berge Atlas/ welchen wir hier verstehen/ Besihe Virgil. im 4. Buche vom Eneas im 246 Verse und dessen gelehrten Ausleger Taubmannen.
85 Philo schreibet/ daß Herodes nicht allein die 72 Eltesten/ die als Richter aus dem Hause David erkieset worden/ ümbringen/ sondern auch seiner Schwester Salome Ehemann/ welcher aus dem Stamm Juda/und seinen eigenen Sohn/ den ihm sein Weib/ die auch aus diesem Stamme bürtig/ geboren/ hinrichten lassen.
86 Folgende Versart/ wie sie bey denẽ Lateinischen/Griechischen/ Frantzösischen und Welschen Poeten ihre besondere Zierde hat: Also haben wir versuchen wollen/ ob es auch in unserm Teutschen angehen möchte. Die Lateiner und Frantzosen nennen sieDIRAS, die Welschen Carmen desperatum, die Griechen ἐυμένιδες, sind solche Gedichte/ darinnen man einen alles Vnglük/ Krankheiten/ Straffen/ Elend/grausames Ende/ den Teufel und seine Mutter auf den Hals fluchet/ wie Dido dem Eneas/ Virgil. dem Battarus, Ovidius dem Ibis. Dergleichen Flüche sind auch beym Catullus, Horatius und andern: Diese Vermaledeiung haben wir zum Theil aus dem Jesuiten Sarbievio entlehnet:
Te maligno sidere degener
Partus marita tigride prodidit,
Furoris heredem paterni;
Tuo severas pectore marmora
Duxêre venas, marmorarupibus
Decisa. etc.
87 Was Herodes der stälerne/ unfreundliche/ und mit Jüdenblut unersätliche Menschenwolff/ der auch/wenn es ihm zugelassen/ Gottes Barmhertzigkeie hingerichtet hätte/ an welchem nichts Menschliches als eine Menschliche Gestalt befindlichen/ was er/ sage ich/ für ein schreklich grausames Ende genommen/ erzehlet Josefus/ Eusebius Cæsariensis/ und aus denenselben Causinus. Er verdorrete von innerlicher Hitze wie ein Scheid fraß wie ein hungeriger Wolff/ stank wie ein Aaß/ kriegete Geschwür an den Därmen/Grimmen im Leibe/ seine heimliche Oerter waren voller Maden und Läuse/ und über dem/ was vor züchti gẽ Ohren nicht zu sagẽ/ war er an allẽ Gliedmassen lahm/ und konte schwerlich Athem schöpffen/ sein und seiner Gemählin Bildniß aus alten Müntzen wird der vielgünstige Leser auf dem Titel und dem achten Blat dieses Gedichte zu suchen wissen. Hier verlese er ihre Lobsprüche aus dem Causin.
HERODES ASCALONITA, vultu ferus, animo barbarus, luto & sanguine maceratus, à quo nihil ad summam crudelitatem, præter Deicidium, abfuit, Deicidio voluntas non defuit.
Vulpina fraude regnum Judææ invasit, Anno mundi MMMDCCCCLXV, regnavit iræ servus, juris Dominus, fortuna felix, cyclopea vita infelicissimus.
Desiit cœlesti plaga feralis morbi, Anno regni tricesimo septimo, vitæ ferè septuagesimo, Christi octavo.
Elogium Mariamne.
MARIAMNE REGINA, Machabæorum stirpe inclyta, Herodis pessimi omnium viri uxor optima, forma corporis supra cæteras eximia, animi etiã virtutibus major, integerrimæ pudicitiæ, & ineluctabilis patientiæ fœmina, iniquissimis calumniis oppressa, mariti gladio regias cervices dedit, Anno ante Christinatalem non plus vigesimo octavo.
Herodes Grabschrifft.
Ein sauer/ rauher/ wilder Tropff/
Ein schlimmer/ grimmer Wunderkopff/
Aus Kot und rohten Blut vermengt/
Der Gott und Menschen hat bedrengt/
Der Höllen Zucht/ ein Lasterschwarm/
An Feinden reich/ an Freunden arm/
Der alles Böses hat gestifft/
Denselben ein böß Ende trifft.
Erbämlich gestorben 8. Jahr nach Christi Geburt.
Lobspruch Mariamne.
Du Engelreines Bild/ der Schönen Schönheit Gaben/
Schad/ daß der Vnmann dich/ dich muß zum Weibe haben/
Das tolle Liebesfeur hat ihm sein Hertz bestrikt
Vnd dich in deinem Blut zum Opffer fortgeschikt.
So wird ins künfftig Gott sein Leben für uns lassen/
Glükselig/ der da geht mit Gott die Sterbestrassen.
Du kömmest Gott zuvor/ auf ihm die Zeit beschleust/
Vnd hast mehr Lob darvon/ als daß du Blut vergeust/
Du lebest/ hast du gleich hier deinen Geist aufgeben/
Du starbst und fingest an in jener Welt zu leben/
Du zartes Fürstenkind/ ein andrer Morgenstern/
Du Himmelkönigin jetzt schimmerst du von fern.
Verschieden 28. Jahr vor Christi Geburt.
88 Es ist aus denen alten Jüdischen Geschichten bekand/ daß Herodes/ aus Geldmangel/ des Davids Grab eröffnet/ viel Kleinodien und güldenen Schmuk herausgenommen/ dadurch er fleissiger nachzusuchen verursacht worden/ und besser bis zu den Särgen Davids und Salomons hineingegangen/ da ihm Feuer entgegengefahren/ und zween seiner Diener verzehret.
89 Als der Käiser Augustus/ wie Macrobius aufgezeichnet/ vernommen/ daß Herodes alle seine Söhne aufgeopffert/ sol er gesagt haben: Er wolte lieber Herodes Saue als Sohn seyn/ weil sich die Jüden der Schweine enthalten müssen.
90 Lucanus im 1. Buche von der Farsalischen Schlacht:
– – – crinemque timendi
Sideris, & terris mutantem regna Cometen.
Balde in Threnen des Teutschlandes:
Ex quo Cometæ protulit igneam
Vertigo caudam, quis placidus mihi
Illuxit annus?
93 Durch Rama und Rachel verstehen wir hier das Trostlose Teutschland/ welches winselt und wehklaget/ wie zur Zeit des Bethlehemitischen Kindermords die Mütter geweinet/ daß man es in Rama/ das in dem Stamme Ben Jamin gelegen/ gehöret.
94 Die Römischen Käiser/ Reichsfürsten und sonst die höchste Herrschaft sind Vogte genennet worden/Walther von der Vogelweide:
Her Keiser ich bin vrone Botte/
Vnd bringe ju Botschafft von Gotte/
Er hieß ju klagen/ ihr sit sin Voget/
In sines Sunes Lande broget.
Striker in den Thaten Karls des Grossen:
Vfstund der Bischoff Tiurpin:
Vogt von Rome/ sprach er do.
So ist auch Gott/ als ein HERR Himmel und der Erden/ ein
Vogt benamet worden.
Der von Singenberge/ Truchseze ze Sant Gallon:
Der Werlte Voget/ des Himels Künig/ ich lob üch gerne.
O Himel Künig/ im Himel Voget/
Gewaltig Fürste in Lüfften gar.
Vnd der uralte Poet in Vbersetzung der heiligen Schrifft:
Richer Gott/ Herre über alle Krafft/
Voget Himelsher Herrschafft.
Dieses Trauergedicht ist mit einer beweglichen Musik angefangen/ gesondert/ und geendet worden.