[83] Der 13. (28.) Kühlpsalm

Als er nach 120 tagen seiner Reise, am Julius alleine von Smyrne mit einem neunrudrichtem Türkischem Schiffchen ausfahrend nach Constantinopel, im zwischenschiffung klein Asiens oder Hohentürkei und Grichenlandes, di überblibene Mauerstükke des alten Trojens, und darbei des heutigen Academischens ersahe, den 11. Julius 1678. zwischen Troja und den Schlössern, vorzeiten Sestus und Abidus genannt, den Lateinern zur Grabschrifft gesungen.


1.
Trojaner auf! vernehmt eur Grabelid!
Ich stimmt es an, als ich von Troja schid,
Dis hir ein Aas von wenig alten Mauren,
Doch dort bei euch als ewig trutzt zutauren!
Trojaner auf! di ihr in Sodom wohnt,
In Babelstadt, wo der Lateinos thront!
Di ihr euch sonst Jerusalem benennet,
Doch gantz erhitzt nach Trojen täglich rennet!
Heult, Trojer, heult, eh ihr bald heulen müsst:
Weh uns! weh ihr! si ligt beim Satan wüst!
2.
Jehova hat vil Boten euch geschikkt,
Di ihr mit Macht, mit List stets unterdrükkt!
Was Trojisch war, blib eintzig auserkohren,
Bis Christus ward im Christenthum verlohren!
Di heilge Schrifft alleine war zuschlecht:
Mit Rom, Athen, und Troja war si recht,
Bis alle Welt, von euch durch euch vergifftet,
Nun ewig wird mit Gottes Zorn gesifftet.
Schreit, Trojer, schreit! eur schaden ist zugros!
Weh euer Stadt, si wird nun nakkt und blas!
3.
Sehr herrlich scheint auswendig Trojens Haus,
Inwendig ist es voller Höllengraus.
Der eusre Glantz ist nicht genug zuschreiben,
Das ider wil darinnen Kauffschafft treiben.
Mit prahlen wird von Weisheit vil gesagt,
Das Sonn und witz in eurem Troja tagt,
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Und di drei ständ dadurch im stande stehen:
Drum mus der Kreis mit euch zum abgrund gehen.
Fliht, Trojer, fliht, weil ihr noch flihen könnt!
Weh euch in ihr, wann Gotteszorn beginnt.
4.
Was seid ihr doch, di ihr Gelährte heisst,
Und mit Athen und Rom in Troja gleisst?
Im innerm Bild durchausvergiffte Würmer,
Vernünfftge Thir und Höllsche Warheitstürmer.
Noch mehr: di drei, di gantz von Gott verflucht,
Von Teufeln sind zum Babelsbau gesucht:
Drei frösch (o schmertz!) der drei unreinen Geister,
Und nicht der Schrifft, des Rechts und Artznei Meister.
Heult, Trojer, heult, eh ihr bald heulen müsst!
Weh uns! weh ihr! si ligt beim Satan wüst.
5.
Von eurem Zank ist angestekkt di Lufft:
Di Schulen sind der Basilisken Grufft.
Di Weisheit mus bei euch in Ohnmacht sinken
Ohn heilge Krafft und angebohrnes blinken:
Ihr Himmlisch Aug ist euch nur dunkle Nacht,
Ihr göttlich Licht ungöttlich ausgemacht.
Dann beisst ihr euch unsinnig als di Hunde:
Eur belln gehöhrt zum finstern Teufelschlunde.
Schreit, Trojer, schreit! eur schaden ist zugros!
Weh euer Stadt! si wird nun nakt und blos.
6.
Trojaner seufftzt! ihr habt euch lang bequemt:
Es naht di Zeit, darinnen ihr gezähmt!
Ihr habt den tod stat leben eingesoffen,
Wann Troja wird vom Himmelfeur getroffen.
Das Troja fil: di Grabschrifft wird geschaut:
Von eurem bleibt, was Höllisch ihr gebaut.
Di Grabschrifft ist, Blutt, Feuer, Schwerd, auf Erden,
Tod, Schwefel, Leid, wird dort di Grabschrifft werden.
Fliht, Trojer, fliht, weil ihr noch flihen könnt!
Weh euch in ihr, wo Gottes Zorn beginnt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 1. Zweites Buch. Der 13. (28.) Kühlpsalm. Der 13. (28.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B826-7