347. Der Wagen auf dem Seegraben.

Mündlich.


Auf dem Kremlingsberg bei Krimderode ist ein Waßerloch, das ist tief, sehr tief und wird der Seegraben genannt; aus diesem sieht man zu gewißen Zeiten einen [307] Wagen mit kohlschwarzen Pferden bespannt heraufsteigen, in dem sitzt ein Ritter ohne Kopf. Kinder sind einmal dorthin ins Kraut gegangen und ehe sie sich's versehen stehen sie am Seegraben und sehen den Wagen vor sich sammt dem Ritter, welcher ihnen zuruft:


»Wenn's alleweil nicht schlüge eine,
Würd' ich euch zerbrechen Arm und Beine!« –

und in demselben Augenblick sinken Wagen, Pferde und Ritter wieder in die Tiefe hinab.


Vgl. Nr. 199, 222, 223, 377. Denselben Spruch sagt der gefangene Irrwisch, Norddeutsche Sagen, Nr. 260; ebenso der Hund slepetêwe, bei Schambach u. Müller, Nr. 210, 2.; über versunkene Wagen vgl. noch Schambach u. Müller, Nr. 82, 230; ein goldener Wagen auf dem Firstmiß, bei Stöber, Elsäßische Sagen, Nr. 76. Der im Teich versinkende und aus demselben wieder aufsteigende Wagen ist der zu Nr. 199 besprochene des Gottes und der Göttin, der Teich ist der Eingang zur Unterwelt, vgl. auch Nr. 44 und die Anm. zu Nr. 41 a; daher spukt auch an der Stelle, wo der Wagen versunken ist, die Sau, das unterweltliche Thier; Märkische Sagen, Nr. 58; vgl. über die Sau zu Nr. 363-364.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. 347. Der Wagen auf dem Seegraben. 347. Der Wagen auf dem Seegraben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BAF2-F