302. Todter spricht.

Mündlich.


Etwa zwei Stunden von Soltau auf dem Wege nach Heidenhof steht ein hölzernes Kreuz mit verwitterter Inschrift, das aus folgendem Anlaß aufgerichtet wurde.

Auf dem Heinhof oder Heidenhof lebte vor vielen Jahren einmal ein Bauer Namens St ÿr, der war ein[269] frommer Mann und hatte bei allem, was er that, die Gewohnheit, daß er sagte: »dat is God's will un God's wêr.« Als er nun starb und man den Leichnam nach Soltau zum Kirchhofe trug, da geschah's, daß es anfing zu regnen und einer aus dem Gefolge scherzend sagte: »dat is God's will und God's wêr, sed St ÿr.« Kaum aber hatte er das gesagt, so erscholl eine Stimme aus dem Sarge, die sagte: »dat is 't w ÿ'n un is 't noch.« Da setzte man erschrocken den Sarg nieder und glaubte, St ÿr sei wieder lebendig geworden, aber als man den Sarg öffnete, lag der Todte noch so ruhig darin als vorher. Da hat man denn zum Andenken an diese wunderbare Begebenheit das Kreuz an der Stelle, wo dies geschah, aufgerichtet.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 302. Todter spricht. 302. Todter spricht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C2BF-7