258. Kleinenberger Pferdeeier.

Mündlich.


Durch Kleinenberg an der Egge ist einmal ein Mann mit einer Ladung Kanonenkugeln, wie man sie zum Senfreiben zu brauchen pflegt, gefahren, da haben sie ihn gefragt, was er führe, und er hat ihnen geantwortet, daß es Pferdeeier seien. Die Kleinenberger sind neugierig geworden, als sie das gehört haben und haben gefragt, ob er ihnen nicht eins verkaufen wolle. Das wolle er gern thun, hat er gesagt und hat ihnen[226] für schweres Geld eine Kanonenkugel verkauft, ihnen zugleich auch Anweisung gegeben, wie sie brüten müßten, daß sie nämlich unausgesetzt darauf sitzen müßten. Das haben sie denn auch gethan und sich redlich abgelöst, aber immer ist noch kein Fohlen ausgekommen; endlich ist's einem, der gebrütet hat, doch zu lange geworden, er ist ärgerlich aufgestanden und hat mit dem Fuße gegen das Ei gestoßen und gerufen: »Du verflôktet egg, wist' går nit up?« Nun hat er aber an einem Abhange gebrütet und als er mit dem Fuße dagegen gestoßen, ist es denselben herunter und in einen Busch gelaufen, in dem ein Hase geseßen. Da hat er gemeint, als der Hase vor Schreck davongesprungen, das sei sein Fohlen und hat einmal über das andere gerufen: »Kum, hieschen, kum.« Aber Hieschen Häschen hat sich nicht halten laßen und ist nicht wiedergekommen.


Vgl. Norddeutsche Sagen, Märchen Nr. 6: Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 404; Schöppner, II, 625, 912, 1.; Schmitz, S. 104.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. 258. Kleinenberger Pferdeeier. 258. Kleinenberger Pferdeeier. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CA60-0