296. Das Angerthal gewinnt den König.

Als nun Weking ein Christ geworden war und Frieden hatte im Lande umher, da beschloß er, auszuruhen von den Mühseligkeiten und Kriegszügen und sich einen Königssitz zu erwählen, wo er beständig bliebe und die Freunde um sich her versammelte. Drei Orte waren ihm besonders lieb: die Höhe von Bünde, der Werder von Rehme und das fruchtbare, weidenreiche, rings von Hügeln umschloßene Angerthal. Da sprach er, welcher dieser Orte zuerst seine Kirche fertig hätte, an dem wolle er wohnen. Alle drei bauten eifrig fort, Tag und Nacht und wie es die Werkleute nur vermochten, und wer weiß, weß der Sieg geworden wäre, hätte nicht der Baumeister im Thale seiner Kirche durch eine List den Preis verschafft. Buchstäblich hielt er sich an des Königs Wort, und baute die Kirche ohne Thurm. Dieser Baumeister soll ein Mohr gewesen sein. Seinen Kopf hat er in Stein aushauen laßen und zu einem Wahrzeichen an die Kirche gesetzt. Da ist er noch heutigen Tags zu sehen. Er steht an der Ostseite in ziemlicher Höhe, und es ist, als wenn er seitwärts hinblickte zu den beiden Kirchen, denen er das Vorrecht und die Ehre abgewonnen.


Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 364; oben Nr. 287.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. Sagen vom König Weking. 296. Das Angerthal gewinnt den König. 296. Das Angerthal gewinnt den König. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CC7E-D