217. Hexen in Gittelde.

Mündlich.

1.

In Gittelde gab's früher viel Hexen und die Häuser, in denen sie wohnten, konnte man daran erkennen, daß öfter Feuer über dem Schornstein brannte, dann saß nämlich das Uriänchen oben drauf und brachte ihnen, was sie haben wollten.

War auch mal eine solche Hexe dort, die hatte einen Knecht, der hieß Hans; der mußte immer viel viel Holz fahren und doch sah er nie, daß etwas verbrannt wurde, [190] und Eßen war auch immer genug vorhanden. Da wollte er wißen, wie das zuginge, und als die andern in die Kirche gingen, that er auch, als ginge er mit, kam aber wieder zurück und ging zur Hinterthüre in's Haus hinein, wo er sich unter einem Faße in der Küche versteckte. Es dauerte auch nicht lange, so kam es an und rief: »hei kucket, hei kucket.« – »Sind ja alle in der Kirche!« sagte die Bauerfrau, aber wieder rief es: »hei kucket, hei kucket, soll ich ihm den Hals umdrehn?« – »Ach, was willst du denn,« sagte die Frau, »sie sind ja alle in der Kirche!« Nun fragte es: »was willst du eßen?« – »Bratbirnen,« sagte die Frau und sogleich kêkt es in die Schüßel, die sie hinhielt; dann verlangte sie Klümpe, dann Sauerkohl und auch das bekam sie beides sogleich. Hans aber sah alles mit an, hielt sich ganz still und schlich sich nachher davon. Als es nun zu Tisch ging, sagte er: »mî is so oevel, mî is so oevel« und wollte nicht miteßen, aber endlich mußte er doch etwas davon genießen. Als sie nun gegeßen hatten, nahm ihn die Frau bei Seite und fragte ihn, warum er nicht habe miteßen wollen, und da sagte er ihr denn, er habe alles mit angesehen und wolle jetzt gehen und es anzeigen. Sie aber bat ihn, er möge es nicht thun, sie wolle ihm auch viel Geld geben und noch obenein das Hexen lehren. Da nahm er denn das Geld und ließ sich überreden und die Frau sagte ihm jetzt, er solle hingehen und einen neuen Topf kaufen. Das that er und als er wiederkam, sagte die Frau, er solle sich darauf setzen und sagen: »ik löv an dîesen pot un schêt innen lêven Gott!« Hans aber setzte sich drauf und sagte: »ik löve an Gott un schêt in diesen pot.« Da sprang der Topf voneinander und ein großer Lork (Frosch) saß darunter, und sogleich ging Hans hin und zeigte die Frau an. Da wurde ein großer Scheiterhaufen erbaut, um die alte Hexe zu verbrennen, [191] und als sie nun darauf saß, rief sie Hansen zu, »hast Mäuse gegeßen statt Bratbirnen, hast Spinnen gegeßen statt Klümpe, hast Würmer gegeßen statt Sauerkohl!« und da schlugen die Flammen über ihr zusammen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 217. Hexen in Gittelde. 1. [In Gittelde gab's früher viel Hexen und die Häuser, in denen sie]. 1. [In Gittelde gab's früher viel Hexen und die Häuser, in denen sie]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D39D-C