7.
Durstig zieht die Karawane
Durch die Wüste, sucht die Quelle;
Horch! da rauscht auf grüner Matte
Die ersehnte, frische, helle!
[415]
Nach dem süßen Brunnenklange
Stürzen alle froh und eilig,
Doch sie sollen hier nicht trinken,
Denn es ist der Brunnen heilig.
Auserwählte Männer nahmen
Die Oase sich zu eigen,
Niemand sonst, wie heiß er schmachte,
Darf zum Quell die Lippen neigen.
Wächter stehen vor der Quelle
Reichen, gottvergoßnen Wonnen;
Doch der Wüstendurst ist mächtig,
Schwerter klirren um den Bronnen.
Und mit kampferhöhtem Durste
Stürzen an den Quell die Sieger,
Und sie trinken gierig, hastig,
Wie das Blut der heiße Tiger.
Mancher, schon vom Schwert getroffen,
Schlürft noch einen vollen Zug,
Um die Seele zu erfrischen
Auf den weiten Scheideflug.
Tigerhaft gereizten Durstes
Schmachten Ziskas Kampfgenossen
Nach dem Kelch des Abendmahles,
Den die Priester streng verschlossen.
Furchtbar rufen sie den Priestern:
»Habt ihr Christi Werk auf Erden,
Uns das Sakrament verstümmelt,
Sollt ihr selbst verstümmelt werden!«
Jauchzend schwingen sie die Kelche
Nach der Schlacht auf offner Wiese,
[416]Mancher sterbend riecht im Weine
Blumen schon vom Paradiese.
Mit dem Blut des Liebevollsten
Will des Hasses Glut sich laben;
Drüben aber werden Tote
Von Verstümmelten begraben.
Wenn der lang und schwer Bedrückte
Freiheit sucht, so haßt der Wilde
Und zerbricht, wie andre Schranken,
Auch das eignen Herzens Milde.