Jakob Michael Reinhold Lenz
Versuch
über das erste Principium
der Moral

[483] Das Studium der Moral ist zu allen Zeiten eine dervorzüglichsten Beschäftigungen des menschlichen Verstandes gewesen: und in der Tat sollte es, wenn wir eine vollkommene Erziehung auf unsrer Erde erwarten könnten, die erste sein. Da die Moral die Lehre von der Bestimmung des Menschen und von dem rechten Gebrauch seines freien Willens um diese Bestimmung zu erreichen ist, so sehen wir klar, daß sie die Zeichnung zu dem ganzen Gemälde unsers Lebens enthält, welcher wir, jenachdem sich bei reiferem Alter und fruchtbaren Umständen unsere Fähigkeiten entwickeln, Licht Schatten und Kolorit geben.

Diese Moral muß aber auf gewissen festgesetzten unumstößlichen Gründen beruhen, sonst wird das ganze Gebäude unproportioniert und schwankend. Nichts ist aber der menschlichen Natur unwürdiger, als Handlungen die nach keinem Ziel gehen. Ja ich möchte (wenn es hier nur nicht noch zu frühe wäre) sagen, nichts ist unangenehmer und unseliger als ein solches absichtloses Betragen. Denn daß das wahre Vergnügen in mehr als einer bloßen Kützelung unserer Sinne bestehe, werden Sie mir auch unbewiesen zugeben.

Ich habe mir vorgenommen, Ihnen m. H., nach meiner gewöhnlichen Art, über diese ersten Gründe der Moral einige leichte, ohne Zusammenhang scheinende Anmerkungen hinzustreuen. Es ist kein Glaubensbekenntnis, es sind Meinungen, die mir aber solange als bare Münze gelten, bis ich sie gegen bessere auswechseln kann. Wenn ein Sokrates, der andere in den Sphären herumreisen ließ, unterdessen in sich selbst zurückschauerte und sein eigen Herz, die reichhaltigste Goldgrube, durchforschte, wenn ein Sokrates gestehen mußte, er habe noch nichts gelernt, [483] als daß er nichts wisse – was sollen wir sagen, meine Herren?

Der menschliche Verstand ist von der Art, daß er in jeder Wissenschaft, oft in seiner gesamten Erkenntnis, auf ein erstes Principium zu kommen strebt, welches alsdenn die Basis wird auf der er baut, und, wenn er einmal zu bauen angefangen, von welcher er nie wieder abgeht, es müßte dann der Herr vom Himmel selbst herabfahren und ihm die Sprache verwirren.

Soll ich aufrichtig reden, so deucht mich dieses Verfahren des menschlichen Verstandes allemal ein wenig vorwitzig und wo ich nicht irre, bestätigt die Erfahrung meinen Verdacht. Wir sind einmal zusammengesetzte Wesen und eine unendliche Reihe von Begriffen aus einem ersten einzigen Begriff herzuleiten, wird uns vielleicht erst dann möglich sein, wenn unsre ihrer Natur nach einfache Seele von dieser wunderlich zusammengesetzten Masse Materie getrennt ist, an die es dem Schöpfer gefallen, sie festzumachen, so wie Jupiter in der Fabel den ehrlichen Prometheus der aus dem Himmel Feuer stehlen wollte, fein unterwegens an den Kaukasus schmiedete.

Mich deucht, wir haben in der Republik der Gelehrten Erfahrungen genug gehabt, wieviel Irrungen schon aus der gefährlichen Einheitssucht, dem Bestreben alles auf eins zurückzubringen, entstanden. Mich hier in einen Detail einzulassen, dazu würde Ihnen die Geduld und mir die Zeit mangeln. Doch, Sie dürfen nur ein wenig um sich her, ein wenig ins Vergangene zurücksehen. Wie erschröcklich viele Sekten und Stifter derselben in allen Provinzen der Wissenschaft, wovon jeder einen andern Standpunkt genommen, aus dem er alle Dinge um sich herum ansieht, aus dem er eine Linie ins Unendliche zieht und derselben so steif und fest folgt als Theseus dem Faden der Ariadne; ob sie ihn aber allezeit so glücklich aus dem Labyrinth heraushilft, ist eine andere Frage. Mir wenigstens kommen diese kühnen Stifter [484] neuer Sekten, die durchaus und durchein allein behaupten den echten Punkt der Wahrheit getroffen zu haben, wie blinde Hähne auf einem großen Haufen Schutt vor: jeder von ihnen bekommt statt des Weizenkörnchens Sand in die Klaue und jeder kräht: εύρηκα.

Der Moral ist es nicht besser gegangen. Statt daß mancher rechtschaffene Barbar diese liebenswürdige Göttin in ihrer himmlischen ersten Nacktheit mit seinen beiden Augen ansah, so machten die alten Philosophen schon alle nach der Reihe das eine Auge zu und visierten nach dem ersten einzigen Grundsatz derselben, oder welches einerlei ist nach dem summum bonum. Plato zog seine Linie in die Sphären, Diogenes in den Kot, Zeno in eine absolute Notwendigkeit, Epikur grade in das Weinglas. Jeder von diesen Herren hat fürtreffliche Wahrheiten gesagt, aber keiner von ihnen hat sein Ziel getroffen. Budsdo ein japonesischer Philosoph glaubte sogar das summum bonum im Nichts anzutreffen. Er und seine Anhänger verschlossen sich deshalben zu ganzen Tagen in dunkle Zimmer, um sich bei Zeiten an das liebe Nichts zu gewöhnen. Man sollte fast glauben, er habe durch dieses drolligte System ein Emblem der andern moralischen Systeme geben und sich über sie lustig machen wollen. Keinem von allen diesen Herren aber ist es eingefallen, das erste Principium der Moral, dassummum bonum in uns selber zu suchen.

Hieher, m. H., linksumgemacht – Ehe wir ins Unendliche reisen, lassen Sie uns hier stille stehen und fragen, wohin wir reisen wollen.

In der Tat, die menschliche Vernunft gleicht dem Auge eines Übersichtigen, das Gegenstände von halben Stunden weit aufnimmt, was aber nahe bei ihm steht, nie sehen kann. Und die Wahrheit, um recht verborgen zu bleiben, stellt sich oft ganz nahe bei uns, oder sie macht es wie Diogenes, der einen Schützen die Scheibe verfehlen sah, sich vor dieselbe hinstellte und sagte: da bin ich am sichersten.

[485] Glauben Sie aber nicht, m. H., wenn ich Sie jetzt zum Dreifuß Ihres eigenen Herzens führe um sich über Ihre große Reise durchs Leben dort Rats zu erholen, daß es Ihnen von dem ersten und einzigen Principium des ganzen moralischen Systems Nachricht geben wird. Nein, m. H., geben Sie das einzige erste Principium nur ganz dreist in allen Wissenschaften auf, oder lassen Sie uns den Schöpfer tadeln, daß er uns nicht selbst zu einem einzigen Principium gemacht hat. Ich weiß wohl, daß gewisse Psychologen uns gern überreden möchten wir wären entweder ganz Geist, oder ganz Materie. Aber warum fürchten denn alle Nationen des Erdballs den Tod, da sie doch sehen, daß kleine niedliche Würmer von uns essen, die eben so gut Materie sind als wir. Warum verlieren wir lieber einen Arm, ein Bein, als den Kopf, an dem die Materie nichts mehr wiegt, als an jenen. Ja dort oben in der Zirbeldrüse sitzt etwas, das sagt: Ich bin, und wenn das Etwas fort ist, so hört das Ich bin auf. Wenn Hände Mund und Kehle ganz unbesorgt daran arbeiten, Speise und Trank in unsern Magen hinabzuschicken, so ruft der fremde Herr dort oben in der Zirbeldrüse einmal über das andere: Halt lieber Mund! es ist zuviel lieber Mund! du wirst dir den Magen verderben. Kurz meine Herren wir sind Hermaphroditen, gedoppelte Tiere sowohl in unserm Wesen, als in unsern Kenntnissen und den Prinzipien derselben. Newton hätte uns gern auf eine einzige Kraft zurückgeführt um alle Phänomene der Naturlehre daraus abzuleiten. Aber was war zu tun, er fand zwo, die anziehende und die zurückstoßende Kraft und bei diesen zwoen mußte er stille stehen. Noch ein Beispiel und dann wollen wir näher zur Sache. Herr Batteux schwur hoch und teuer das erste Principium aller schönen Künste gefunden zu haben. Ahmet der schönen Natur nach! Was ist schöne Natur? Die Natur nicht wie sie ist, sondern wie sie sein soll. Und wie soll sie denn sein? Schön – – Ein treffliches Principium, das mir meine Frage mit andern [486] Worten zurück gibt. Home fand zwei Principia des Schönen, Einheit und Mannigfaltigkeit und mir daucht er hat seine beiden Augen gebraucht, da jener das eine zumachte und mit dem andern schielte.

Wir wollen also die Frage verändern und anstatt: Was ist das erste – soll es heißen: Welches sind die ersten Principia der Moral, aus welchen wir uns ein richtiges, festes und dauerhaftes System derselben entwickeln können.

Und diese Frage soll uns unser Herz beantworten. Ich wünschte einen Feuerfunken in diese dunkle Kammer hinabbringen zu können, der mit schwachem zitterndem Licht uns die innere Einrichtung unserer Maschine nur ein wenig helle machen könnte. Es sind zwei Räder da, oder lieber ohne Allegorie zu sprechen, zween Grundtriebe, welche mit verborgener Gewalt allen Handlungen unsers ganzen Lebens ihre Richtung geben. Nehmen Sie es mir nicht übel meine H. selbst die Stille, die jetzt in diesem Zimmer herrscht, die Geduld mit der Sie meinem Geplauder zuhören, ist eine Wirkung und Beweis derselben.

Ja, ja, es liegen zween Triebe in unserm Herzen, wie sie hineingekommen, mag der liebe Gott wissen, was wir darüber sagen können, wird immer mangelhaft sein. Genug, sie sind da, und sie sollen die zween Füße sein, auf welchen wir den Körper unserer Moral zu stehen machen wollen und diese Füße werden uns, ich versichere Sie, geschwind und leicht zum Ziel tragen, da wir auf einem allein nur langsam dahin hinken würden.

Diese beiden Grundtriebe die in die menschliche Natur von ihrem Schöpfer gelegt sind, heißen: der Trieb nach Vollkommenheit und der Trieb nach Glückseligkeit.

Aber jetzt bitte ich Sie, mich vollends auszuhören. Lossprechen, Beifallen und Verdammen sind lauter Sachen, die das Anhören voraussetzen, sonst sind sie nach aller Menschen Urteil ungerecht. [Sie werden mir gleich beim ersten Wort, da ich von Vollkommenheit rede, denselben [487] Vorwurf machen, den meine Naseweisigkeit dem Herrn Batteux gemacht, nämlich daß ich in meiner Antwort auf die Frage die ich dieser Abhandlung zum Titel beigelegt, Ihnen nichts mehr als Ihre Frage in andern Worten zurückgebe. Hören Sie also meine Definition, oder vielmehr Deskription von der Vollkommenheit, einem Wort, das den meisten Menschen, ich weiß nicht warum? nicht gefällt und das sie so gern mit dem Wort Glückseligkeit verwechseln, welches doch in der Tat, wenn wir mit allen Worten genau bestimmte Begriffe verbinden wollen, eine von derselben ganz unterschiedene Bedeutung hat.]

Was ist Vollkommenheit? – Wir haben von Natur gewisse Kräfte und Fähigkeiten in uns, die wir fühlen, das heißt nach der Baumgartischen Art zu reden, uns ihrer bewußt sind – und jemehr sie sich entwickeln, desto deutlicher fühlen, oder welches einerlei ist, desto deutlicher uns ihrer bewußt werden. Ob dieses Gefühl angenehm sei, brauche ich Sie wohl nicht zu fragen. Sie fühlen sich alle, m. H. Ihr erstes Gefühl muß sehr klein gewesen sein: als Ihre Kräfte noch in Windeln lagen, weinten Sie. Aber Sie werden sich auch wohl zu erinnern wissen, daß Ruhe und Heiterkeit in Ihrer Seele mit dem erweiterten Gefühl Ihrer Fähigkeiten zunahmen. Und noch jetzt, welche Stunden Ihres Lebens sind wohl glücklicher als die, in welchen Sie das größte Gefühl Ihres Vermögens um mit Ossian zu sprechen, oder das höchste Bewußtsein Ihrer gesamten Fähigkeiten haben? Der Trieb nach Vollkommenheit ist also das ursprüngliche Verlangen unsers Wesens, sich eines immer größern Umfanges unserer Kräfte und Fähigkeiten bewußt zu werden. Es versteht sich am Rande, daß hier Fähigkeiten des Geistes und Körpers samt und sonders verstanden werden, und in wiefern einer auf diese, der andere auf jene einen höhern Wert setzt, insofern sind auch die Begriffe der Vollkommenheit verschieden.

Eine schöne Moral, werden Sie sagen, läßt sich hieraus [488] folgern. Nicht zu frühzeitig mit den Folgerungen, m. H. Ich habe mit diesen letzten Worten nur anzeigen wollen, was ist, nicht was sein soll. Um den wahren Begriff der Vollkommenheit zu erlangen, müssen wir in die Kenntnis des Menschen ein wenig tiefer hineingehn, Erfahrungen anstellen, sie vergleichen, und die Venunft entscheiden lassen. Da aber nichts so schwer ist, als sich selbst ganz kennen zu lernen, so sehen Sie selbst, daß wir hier für unser ganzes Leben, vielleicht auch fürs künftige Stoff genug finden, uns zu beschäftigen. Nichts in der Welt ist zu einer absoluten Ruhe geschaffen und unsere Bestimmung scheint gleichfalls ein immerwährendes Wachsen, Zunehmen, Forschen und Bemühen zu sein. Wir sollen immer weiter gehen und nie stille stehen.

Soviel aber denke ich haben wir aus unsern eigenen und aller unserer Nebenmenschen Erfahrungen in unserm aufgeklärteren Zeitalter schon gelernt, daß unter allen unsern Fähigkeiten die unsers Geistes, und unter diesen die sogenannten obern Seelenkräfte, die edlern, die andern also ihnen untergeordnet sind. Nach dieser Proportion müssen wir also auch sie zu entwickeln und zu erhöhen suchen. Da aber alle in einem unauflöslichen unendlichfeinen Bande mit einander stehen, so sind die andern eben so wenig zu verabsäumen. Und dieses nach der verschiedenen Einrichtung eines jeden Individuums: sein inneres Gefühl seine gemachten Erfahrungen und die Entscheidung seiner Vernunft wird ihn darin am besten unterrichten. Genug es muß in unserm Bestreben nach Vollkommenheit eine gewisse Übereinstimmung aller unserer Kräfte zu einem Ganzen, eine gewisse Harmonie sein, welche eigentlich den wahren Begriff des höchsten Schönen gibt. Sehen Sie nun, daß die Linien des wahren Schönen und des wahren Guten im strengsten Verstande, in einen Punkt zusammen laufen?

Bedenken Sie wohl, m. H., daß ich hier von einermenschlichen Vollkommenheit rede. Ich hoffe [489] nicht, daß mir hier der Einwurf wird gemacht werden, daß, da Gott die ersten Menschen gut erschaffen, sie meinen Begriffen zufolge gar keine Moral müßten gehabt haben. Gut, m. H., hieß bei den ersten Menschen, fähig zur Vollkommenheit, aber noch nicht vollkommen, denn sonst würden sie nicht gefallen sein. Alle Geschöpfe vom Wurm bis zum Seraph müssen sich vervollkommnen können, sonst hörten sie auf endliche Geschöpfe zu sein, und würden sich nach dem Platonischen Lehrbegriff ins unendliche und allervollkommenste Wesen verlieren.

Noch einen Trieb haben wir in uns, der den Trieb nach Vollkommenheit beständig begleitet, den ich aber nicht so wohl einen Grund – als einen Hülfs trieb nennen kann und dieses ist der Trieb – uns mitzuteilen. Wir suchen alle Fähigkeiten und Kräfte, deren wir uns bewußt sind, auch andern um uns herum fühlbar zu machen und eben dieses ist das einzige Mittel, dieselben zu entwickeln und zu erweitern. Die meisten, die größesten und fürtrefflichsten unserer Fähigkeiten liegen tot, sobald wir aus aller menschlichen Gesellschaft fortgerissen uns völlig allein befinden. Daher schaudert unserer Natur für nichts so sehr, als einer gänzlichen Einsamkeit, weil alsdenn unser Gefühl unserer Fähigkeiten das kleinstmöglichste wird. Sehen Sie hier die Weisheit des Schöpfers, sehen Sie hier den Keim der Liebe und aller gesellschaftlichen Tugenden auf den ersten Grundtrieb nach Vollkommenheit gepfropft. Mich über diese Materie weiter auszulassen würde sehr überflüssig sein, da ich Sie nur auf die unter Ihnen allen noch unvergessene Abhandlung des Herrn Salzmann verweisen darf.

Eins muß ich hier noch aufnehmen und dieses ist die Untersuchung auf welchem Grunde das Ideal einer reinen Freundschaft beruhe. Die Freundschaften aus Eigennutz, aus Eitelkeit, aus unlautern Absichten sind der menschlichen Natur unwürdig. Die Freundschaften des Umgangs sind nur der Halbschatten einer echten von allem Eigennutz [490] gereinigten Freundschaft. Die Freundschaft aus Sympathie, das ist, die bei dem ersten Blick wegen eines je ne sais quoi geschlossen werden, sind unzuverlässig, nicht dauerhaft, und allemal verdächtig weil sie bloß in der Phantasei ihren Grund haben. Welches ist denn nun das Ideal der Freundschaft? Wir Menschen können uns von andern niemals Begriffe machen, wenn wir sie nicht mit uns selbst vergleichen. Wir selbst sind immer der Maßstab nach welchem wir Personen außer uns messen. Wahre Vollkommenheit kann also niemand gehörig schätzen, als der sie selber besitzt. (Bedenken Sie, daß ich hier von lauter Idealen rede.) Wahre Freundschaft beruht also einzig auf das wechselseitige Gefühl unserer Vollkommenheit, oder, um jetzt menschlich zu reden, auf das wechselseitige Gefühl unsers Bestrebens nach Vollkommenheit.

Aber, was wird denn nun aus dem andern Fuß Ihres moralischen Körpers aus der Glückseligkeit werden, hör ich Sie fragen. Ist das Gefühl unserer Fähigkeiten nicht das, was unsere ganze Glückseligkeit ausmacht? Und sind Vollkommenheit und Glückseligkeit also nicht gleichgültige Begriffe?

Nein, m. H. Die Glückseligkeit, die ich meine (und hier müssen wir durchaus bestimmte Begriffe haben), ist von der Vollkommenheit wesentlich unterschieden. Die Vollkommenheit beruht auf uns selber, die Glückseligkeit nicht. Die Vollkommenheit ist eine Eigenschaft, die Glückseligkeit ist ein Zustand.

Was ein Zustand sei – Sie werden so unbarmherzig nicht sein und von mir eine ontologische Definition fodern. Sie würde Ihnen doch keinen deutlichern Begriff dieses Worts geben, sie würde vielleicht auf nichts weiter hinauslaufen, als zu sagen: Ein Zustand ist status, und status ist ein Zustand. Sehen Sie das Wort selbst an, der anschauende Begriff eines Zustandes wird Ihnen sagen, daß es eine gewisse Lage, eine gewisse Relation unsers [491] Selbst mit den Dingen außer uns sei. Ferner, daß es in der ganzen Schöpfung nur zween mögliche Zustände gebe, die Ruhe und die Bewegung. Der Zustand einer absoluten Ruhe hat, wie die Physiker lehren, in unserer Welt keine Statt, die Ruhe der Materie selbst ist eine entgegengesetzte Bewegung gleicher Kräfte, die sich unter einander aufheben. Die Geisterwelt kennen wir freilich nicht, wir sehen aber aus täglicher Erfahrung an unserm lieben Hausherrn unserer Seele, daß die Geister noch weniger als die Materie zur absoluten Ruhe gemacht sind. Wenn also die Frage ist, welcher Zustand für unser Ich das aus Materie und Geist zusammengesetzt ist, der glücklichste sei, so versteht es sich zum voraus, daß wir hier einen Zustand der Bewegung meinen. Ich muß mich darüber näher erklären.

Sie haben gehört, eine absolute Ruhe ist (ich will das wenigste sagen) in diesem Leben unserm Ich kein möglicher Zustand. Also wollen wir die absolute Ruhe in Miltons Chaos und alte Nacht hin verweisen. Es gibt aber eine relative Ruhe welche, wenn wir sie auf unser Ich anwenden, nichts ist als der geringste Grad der Bewegung. Es sei also die Frage, welcher Zustand ist der glücklichste für uns. Die Antwort ist flugs fertig, derjenige, welcher unserer Vollkommenheit, dem Umfange unserer Fähigkeiten am angemessensten ist. Nun kommt es darauf an, zu zeigen, welcher Zustand unserer Vollkommenheit der angemessenste sei.

Rousseau ist für den Zustand der Ruhe, oder der kleinstmöglichsten Bewegung. Allein sollte dieser Zustand einem Wesen wohl der angemessenste sein, welches in sich einen Grundtrieb zu einer immer höheren Vervollkommung, zu einer immer weitern Entwickelung seiner Fähigkeiten spürt? Nein! Der höchste Zustand der Bewegung ist unserm Ich der angemessenste, das heißt derjenige Zustand, wo unsere äußern Umstände unsere Relationen und Situationen so zusammenlaufen, daß wir das [492] größtmöglichste Feld vor uns haben, unsere Vollkommenheit zu erhöhen zu befördern und andern empfindbar zu machen, weil wir uns alsdenn das größtmöglichste Vergnügen versprechen können, welches eigentlich bei allen Menschen in der ganzen Welt in dem größten Gefühl unserer Existenz, unserer Fähigkeiten, unsers Selbst besteht.

Woher denn nun aber die verschiedenen Begriffe der Menschen von der Glückseligkeit, die spanischen Schlösser, die die Phantasei jedes Menschen auf eine andere Art zusammensetzt und wenn man sie ihm bestreiten will, sogleich mit dem Sprüchwort verteidigt:De gustibus non est disputandum? Darüber m. H. ließe sich ein Buch schreiben. Ich will aber versuchen, Ihnen die ganze Schwürigkeit mit zween Worten zu heben. Aus der unrichtigen Kenntnis seiner selbst. Der Wollüstling fühlt bloß seine Sinnlichkeit. Er würde erschröcklich böse werden, wenn man ihmanschauend und lebendig zu erkennen gäbe, daß er höhere Fähigkeiten habe, deren Gefühl ihn unendlich mehr belustigen würde. Der Hochmütige fühlt nur diejenigen Fähigkeiten in sich, die er andern empfindbar machen kann. Daraus wird mit der Zeit ein Bestreben, andern mehr zu fühlen zu geben, als er selbst fühlt. Daraus wird eine Überredung eine Persuasion von höhern Fähigkeiten in sich, als da sind, das heißt, er glaubt sich selbst vollkommener, als er sich wirklich fühlt. Lachen Sie nicht über diese Scheinwidersprüche, es ist Wahrheit darinne. Zugleich überhebt ihn diese Persuasion der Mühe zu wachsen, in seiner Vervollkommung weiter zu gehen. Gefährlicher Irrtum! der in der Tat unglücklich macht, ihn täglich unglücklicher macht, je länger er stille steht. Denn das falsche Gefühl von Fähigkeiten verdunkelt sich zuletzt immer selber und kann nur mit gewaltsamer Anstrengung in unserer Seele erhalten werden, welche gewiß kein Vergnügen ist. Der Geizige als bloßer[493] Geizige ist niemals glücklich, ja er ist nicht einmal so dreist, eine Glückseligkeit zu wünschen, weil er sich immer heimlich fürchtet, sie möchte ihm Geld kosten. Das Geld hat nur den Wert eines Mittels, wodurch wir uns in den Zustand auf dieser Welt versetzen können, der unsern Fähigkeiten der angemessenste scheint. Wenn wir aber dieses Mittel nie dazu brauchen, so zeigen wir ja offenbar, daß wir keine Fähigkeiten weder des Körpers noch des Geistes haben, die wir zu entwickeln, deren wir uns bewußt zu werden suchen. Der eigentliche Geizige ist also das elendeste und unglücklichste unter allen Tieren, weil er nie hoffen kann sich einiger Fähigkeiten des Geistes oder Körpers bewußt zu werden: daher haben dergleichen Leute schwarzes Blut, melancholische dunkle Köpfe, unbehülfliche Gliedmaßen und lachen niemals, wenn andere Leute lachen. – Der Geizige aus Absichten ist nur alsdenn glücklich wenn er seine Absichten erreicht und alsdenn kommt es darauf an, wie edel oder unedel diese Absichten sein, nach diesem Maßstabe ist er mehr oder weniger glücklich – oder um nicht nach seinen eigenen Begriffen uns auszudrücken, weniger oder mehr unglücklich.

Wir sind also nur alsdenn wahrhaftig glücklich wenn wir in einem Zustande sind, in welchem wir unsere Vollkommenheit auf die leichteste und geschwindeste Art befördern können, das heißt, in welchem wir die Fähigkeiten unsers Verstandes, unsers Willens, unserer Empfindungen, unserer Phantasei, aller unserer untern Seelenkräfte, hernach auch unserer Gliedmaßen und unsers Körpers immer mehr entwickeln verfeinern und erhöhen können und zwar in einer gewissen Übereinstimmung der Teile zum Ganzen, in einer gewissen Harmonie und Ordnung, welche uns unsere Vernunft, die von allen Vorurteilen befreit ist und die höchste Oberherrschaft über alle unsere übrigen Seelenvermögen erhalten hat, selbst lehren wird.

[494] Gott gibt uns unsern Zustand, unsere Glückseligkeit und zwar (dies lernen wir aus der großen Weltordnung und eigenen täglich und stündlich anzustellenden Erfahrungen) nach Maßgebung unserer Vollkommenheit, das heißt, unsers Bestrebens nach Vollkommenheit. Diesen Lehrsatz so lebendig zu erkennen, dessen so gewiß zu sein, daß wir uns durch keine Scheinwidersprüche darin irre, oder davon abwendig machen lassen, nenne ich: Glauben. Es ist dieses dermoralische, oder wollen Sie lieber, der natürliche Glaube, an ein Wesen, das uns die ganze Schöpfung und der Trieb nach Vollkommenheit und nach einem Zustande der dieser Vollkommenheit der beförderlichste ist, schon als das allervollkommenste Wesen kennen gelehrt hat. Diesen Glauben hat schon ein Sokrates wiewohl dunkel bei sich gespürt: ja dieser Glaube macht eigentlich an sich schon den Hauptgrund unserer Glückseligkeit aus. Es ist eine gänzliche Ergebung in den göttlichen Willen, die von einer süßen innern Empfindung der alles erfüllenden Gottheit begleitet ist. Dieses war die Empfindung in der sich Henoch nach dem Ausdruck der Originalsprache mit Gott zerwandelte, und von der er in der Tat nur eine kleine Stufe brauchte, um bis in den Himmel zu rücken. Dieses war die Empfindung von welcher David begeistert sang: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Und wenn mir Leib und Seele verschmachtete, so bleibst du Gott doch meines Herzens Trost und mein Teil.

In der Tat, m. H., wenn Gott uns nicht unsern Zustand gäbe – wie elend würden wir sein? Wir mit unserer spannelangen Vernunft, wir die wie Kinder anzusehen, welche das Feuer für was Angenehmes halten, weil es rot aussieht, und schnell mit beiden Händen hineingreifen.

Sollen wir aber nichts zu Verbesserung unsers Zustandes tun, hör ich Sie fragen. Sollen wir Gott versuchen und lauter Wunder von ihm erwarten?

[495] Hören Sie was wir tun müssen, hören Sie es, merken Sie es, dies ist der fruchtbarste Teil meiner Prinzipien. Wir müssen suchen andere um uns herum glücklich zu machen. Nach allen unsern Kräften arbeiten, nicht allein ihre Fähigkeiten zu entwickeln, sondern auch sie in solche Zustände zu setzen, worin sie ihre Fähigkeiten am besten entwickeln können. Wenn jeder diesen Vorsatz in sich zur Reife und zum Leben kommen läßt, so werden wir eine glückliche Welt haben. Jeder sorgt bloß für des andern Glück und jeder wird selbst glücklich, weil er um sich herum Leute findet, die für das seinige sorgen. Diese beständig wachsame und wirkende Sorgfalt für den Zustand meines Nebenmenschen wird auch das beste Mittel sein, hier in dieser Welt meine Fähigkeiten zu entwickeln, meine Vollkommenheit zu befördern.

O wie bezaubernd ist die Aussicht in eine solche Welt! Das ist das Reich Gottes auf Erden um dessen Ankunft uns Christus im Vater Unser beten lehrt.

Aber – ach diese Welt, ist keine solche Welt. Jeder sorgt nur für seinen eignen Zustand, für den Zustand seines Nachbaren aber schließt er die Augen zu. Und sollen wir Moralisten – sollen wir Christen uns darin nicht von dem gemeinen Haufen unterscheiden? Das ist eben der große Probierstein von der Wahrhaftigkeit und Realität unsers Glaubens. Frisch an die Arbeit, meine Brüder, die ihr Mut genug habt, Menschenfreunde zu sein. Überlaßt euren Zustand dem Gott der die Welt geschaffen, strebt einzig und allein darnach besser zu werden und eure Nebenmenschen um euch herum nicht allein besser, sondern auch glücklich zu machen!

Es ist schwer – es ist unmöglich –
Stille – Hier gehe ich von der Moral zur Religion über.

Es ist seltsam, daß man unter der natürlichen und theologischen Moral einen Unterscheid macht, gleich als ob die ewigen Gesetze Gottes über unser Verhalten nicht zu [496] allen Zeiten dieselben gewesen wären. Die Bibel ist uns nicht gegeben uns eine neue Moral zu lehren, sondern nur die einzige und ewige Moral, die der Finger Gottes in unser Herz geschrieben, in ein neues Licht zu setzen. Der Mensch war verblendet worden von dem Leben das aus Gott ist, und die Absicht des Erlösers war, wie er selber sagt, nicht das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen, uns dasselbe also durch seine Lehre und Beispiel von neuem vor die Augen zu legen und zu empfehlen. Ja sogar, die Übereinstimmung seiner Lehre mit dieser Moral ist die einzige Probe der Göttlichkeit derselben. Wenigstens ist dieser Beweis mir allezeit der einleuchtendste und kräftigste gewesen und er selbst beruft sich darauf, wenn er die Pharisäer tadelt, die nicht glaubten sobald sie keine Zeichen und Wunder sähen, wenn er mit klaren Worten spricht: Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der wird sehen, ob meine Lehre von Gott sei.

Unsere ganze Religion und die Absicht der Sendung Christi beruht also bloß auf neuen Motiven, höheren Bewegungsgründen, die uns der barmherzige Gott zur Aufmunterung und Hülfe auf dem steilen und schweren Wege nach Vollkommenheit und Glückseligkeit hinzugetan. Und welches waren diese? Ich will versuchen einen unvollkommenen Abriß davon zu geben. Zuerst steht, die nähere Bekanntmachung seines Willens hierüber durch Jesum Christum unsern Messias. Welch eine Aufmunterung, wenn Gott vom Himmel das bestätigt, was mir mein Herz zugeflüstert hat. Der Wille Gottes war der Inhalt der Lehre Christi. Und Christus sagt: Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Und von der Glückseligkeit – merken Sie diesen Ausspruch: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes – ich habe schon vorhin gesagt, daß ich in der Tat das Reich Gottes auf Erden für nichts anders als das beständige Bestreben aller Menschen einander glücklich zu machen, halte – so wird euch das übrige zufallen. Sorget nicht – euer [497] himmlischer Vater weiß was ihr bedürfet. – Das ist aber noch nicht genug: ein höheres Motiv ist das große Gemälde das unser Heiland uns in seinem Leben aufgestellt hat. Das ist eine lebendige Rede, oder vielmehr ein redendes Leben, welches wenn wir es anschauend erkannt, wir nicht unnachgeahmt lassen können. Jesus Christus, der auch wie wir an Gebärden als ein Mensch erfunden ward, nahm zu an Alter Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen. Er dachte nie an seinen eigenen äußerlichen Zustand, er hatte nicht wo er sein Haupt hinlegte, er suchte nicht seine eigne Ehre, aber er zog umher, lehrete, tat wohl und beförderte die Ehre Gottes. Er ging so weit in der Aufopferung seines eigenen Glückes, daß er nicht allein sein Leben, sondern sogar – und bei dieser Tat schauert das innerste Wesen meiner Seele, die höchste die einzigmögliche Glückseligkeit, die Gemeinschaft mit Gott aufgab und sich am Kreuz drei Stunden von Gott verlassen sah – Das ist der einzige Begriff, den wir in der Bibel von einer Hölle haben. Und er – der nächste an der Gottheit – in diesen drei Stunden von ihr am weitesten entfernt – o gottseliges kündlich großes Geheimnis in welches die Engel zu schauen gelüstet! eine Liebe, die wir mit verhülltem Antlitz und im Staube angehefteter Vernunft anbeten müssen.

So hoch kann unser nachahmendes Wohlwollen nie steigen, aber eben daher entsteht das dritte Motiv zu unserm Bestreben nach Vollkommenheit, die Lehre von dem Verdienst Jesu Christi, von dem vollgültigen Verdienst seines Lebens Leidens und Sterbens. Nichts ist so niederschlagend, als wenn man einen Endzweck nicht allein nicht erreicht, sondern auch nicht zu erreichen hoffen kann. Und wenn ihr alles getan habt, sagt Christus, so seid ihr unnütze Knechte. Dieses legen viele ihrer Faulheit zu einem Polster unter und glauben das beste sei, nichts zu tun. Erschröckliche Erklärung die unsere ganze Religion umwirft und der Absicht Gottes gerade [498] entgegen läuft. Eben darum weil wir nicht alles tun können, und wenn wir es getan hätten, wir dennoch kein für Gott geltendes Verdienst haben würden, so sollen wir durch den Glauben uns das vollgeltende Verdienst des vollkommensten Menschen Jesu Christi zueignen und um dessen willen allein die Annäherung zu Gott, das heißt die ewige Seligkeit hoffen und erwarten. Dies ist der geistliche oder wenn Sie lieber wollen der theologische Glaube, der unserer ganzen moralischen Gemütsverfassung und wenn sie auch die vollkommenste wäre, ganz allein die Krone aufsetzen kann und muß. Er ist, wenn ich mit Baumgartenschen Ausdrücken reden soll:Complementum moralitatis.

Noch viele Motiven unserer geheiligten Religion übergehe ich weil ich hier mir nicht zum Ziel gesetzt, ein Lehrgebäude der Religion zu geben, sondern nur einige Linien der Moral zu ziehen, welche sich in unsere geoffenbarte Religion verlieren, wie kleine Flüsse in den Ozean.

Die uns von Gott verheißene unmittelbare Unterstützung unserer Bestrebung nach Vollkommenheit ist uns, wenn wir unsere Bemühungen undankbar finden eine herrliche Aufmunterung von neuem anzufangen, wenn wir uns aber einiger glücklich geratenen Versuche zu sehr überheben, eine göttliche Demütigung.

Das größeste und letzte Motiv, das uns unsere Religion zur Vollkommenheit gibt ist die Aussicht in ein ewiges Leben, die Verheißung des einstigen Anschauens, der nächsten Erkenntnis und Empfindung Gottes, als worin die höchste Glückseligkeit besteht, welche uns in der hl. Schrift unter verschiedenen sinnlichen Vorstellungen angedeutet wird, weil wir noch zu unfähig sind, sie uns einmal anders zu denken. O wie kann eine Glückseligkeit höher steigen, welch ein Zustand kann alle in uns liegende Menschenkräfte mehr entwickeln, erhöhen und vervollkommnen als die unmittelbare anschauende Erkenntnis des, der da wohnet in einem Licht, da niemand zukommen [499] kann, welchen kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann, Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen.


Jetzt will ich mit zwei Worten zu unserer Moral zurückkehren. Sie sehen, daß die Vollkommenheit der erste Punkt ist, nach dem wir visieren, die Glückseligkeit aber, oder der dieser Vollkommenheit gemäßeste Zustand, der andere. Sie sehen, daß die Glückseligkeit zugleich ein Bewegungsgrund wird, warum wir Vollkommenheit suchen, weil wir sonst keine wahre Glückseligkeit finden, und umgekehrt, daß die Vollkommenheit der Bewegungsgrund ist, warum wir Glückseligkeit suchen, weil, wenn wir keine Fähigkeiten hätten, wir auch keinen Zustand suchen würden, der diese Fähigkeiten immer weiter entwickeln kann.

Sehen Sie hier, m. H., meine Moral auf zween Füßen, der eine unterstützt den andern wechselsweise und auf beiden schreitet man mit Leichtigkeit zu seinem Ziel fort.

Was helfen aber diese Spekulationen, wenn sie nicht ausgeübt werden. Ich habe mit einigem Widerstande sie aufgeschrieben, bloß um Ihnen m. H. Gelegenheit zu geben, Ihr Nachdenken zu üben und selbst zu einiger Gewißheit zu gelangen. Ich kann geirrt haben. Ich will mein ganzes Leben hindurch lernen. Solange man mich nicht eines Bessern belehrt, gehe ich auf diesem Wege fort und glaube, daß es besser sei, des HERRN Willen zu tun, als ihn bloß zu wissen.

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TextGrid Repository (2012). Lenz, Jakob Michael Reinhold. Essays und Reden. Versuch über das erste Principium der Moral. Versuch über das erste Principium der Moral. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E3A4-0