Der Tod des Kolumbus

Wie lieblich schien die Sonne!
Wie still ihr Berge war't!
Es war ein Tag der Wonne,
Der Tag der Himmelfahrt.
Da nahm vom Sterbebette
Kolumbus' Geist den Flug
Und ließ dem Grab die Kette,
Die er im Leben trug.
Auf dunklem Meerespfade,
Als ihm zum erstenmal
Der neuen Welt Gestade
Erschien im Morgenstrahl:
Von jenem Tag umschwebte
Des Helden Geist ein Bild,
Und Siegesahnung bebte
Um seine Lippen mild.
»Ich seh' euch wieder, Wogen
Im blauen Ozean!
Es haben nicht betrogen
Die Sterne meine Bahn.
Empor, ihr müden Späher,
Zerbrecht des Schlummers Band!
Seht hin, das Licht kommt näher,
Es winkt uns, winkt uns – Land!«
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Das Licht des ew'gen Tages
Umfing die Seele da,
Die freien Flügelschlages
Sich schon im Äther sah,
Und seiner Qual entflohen,
Dem Undank seiner Zeit,
Verklärte den Heroen
Dein Gruß, Unsterblichkeit.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 9. Balladen. Der Tod des Kolumbus. Der Tod des Kolumbus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F1F6-7