50.
Der Frühling

Da der göldne Sonnen-Wagen
Frühlings-Zucker bringt getragen,
Daß die süssen Zwillings-Küsse
Tag und Nächte machen süsse,
Da der Himmel gütig lachet,
Da die Erde Schmüncke machet,
Da sich Feld und Wiesen mahlen,
Da der Bäume Häupter pralen,
Da die Brunnen Silber gissen,
Da mit funckeln Bäche flissen,
Da die Vogel Lieder singen,
Da die Fische Sprünge springen,
Da für Freuden alles wiebelt,
Da mit gleichem gleiches liebelt:
O, so muß für trübem kräncken
Bloß der Mensch die Stirne sencken!
Weil zumal bey Frühlings-Lüsten
Mars erfrischet sein verwüsten,
Da er diß für Lust erkennet,
Wann er raubet, schändet, brennet.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Logau, Friedrich von. Gedichte. Sinngedichte. Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte erstes Tausend. Desz ersten Tausend siebendes Hundert. 50. Der Frühling. 50. Der Frühling. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F841-3