Die neue Heilige

Ich grub, da schon der Purpursaum
Der Abendwolke blich,
Ein Bild in den erwählten Baum
Das deinem Bilde glich.
Doch wars wohl nur ein Zauberspiel
Der goldnen Fantasie,
Was dem verzeichneten Profil
Des Urbilds Züge lieh.
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Ich ahnte, wie Pygmalion,
Des Blickes Feuergeist,
Und eines Göttermundes Ton,
Der Steine wandeln heißt.
Da säuselte des Rasens Grün,
Wie wenn, behend und leicht,
Im Tanz die Elfenkönigin
Die zarten Halme beugt.
Ich fühlte, wie bei Geistergruß,
Ein wundersames Wehn;
Drauf hab' ich an des Baumes Fuß
Ein Flämmchen wanken sehn;
Das glitt am dunkeln Stamm hinan,
Auf Oberons Geheiß,
Und schlang sich um dein Bildniß dann,
Ein silberheller Kreis;
Sanft, wie der Schein um Rafaels
Madonnenbilder stralt
Und im Krystall des Wiesenquells
Der stille Mond sich malt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Gedichte. In der Fremde. Die neue Heilige. Die neue Heilige. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2BD6-6