Konradins Knappe

»Auf diesem kurzen Bergesrasen hier,
Nur wen'ge Monde sind es, zechten wir,
Er und das Edelvolk, in hohem Raum –
Und drüben war Italien wie ein Traum.
In diesem Passe lagen wir gestreckt,
Der Staufe hat mich minniglich geneckt:
›Nicht blöde, Hans! Sprich! Was begehrst du gleich?
Ich geb es dir in meinem Königreich!‹
Dann klomm die Fahrt an Wänden schwarz und kahl!
Wo ich der Mutter Gottes mich empfahl.
Noch eh ich Amen sagte, glitt mein Tier –
Der Staufen und die Sinne schwanden mir.
Dann lag ich im Hospize fieberbang,
Wo ich verzweifelnd mit den Mönchen rang,
Ich focht und schrie: ›Dem jungen Staufen nach!
Hie Napoli!‹ Bis ich zusammenbrach.
Jetzt schlepp ich jeden Tag mich hier empor,
Wo ich den Staufen aus dem Blick verlor.
Genesen ist der Leib, die Seele schmerzt,
Denn all mein Erdenglück hab ich verscherzt.
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Und zög ich heut, ich käme doch zu spät,
Schon krönte sich die junge Majestät,
Das Edelblut empfing den Ritterschlag,
Ich aber fluche meinem Unglückstag.« –
Ein Knechtlein kommt bergüber. »Gib Bescheid!
Der Staufenknabe thront in Herrlichkeit?« –
»Ja, Herr. Er litt gemach den Todesstreich
Und thront getröstet nun im Himmelreich.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 7. Frech und Fromm. Konradins Knappe. Konradins Knappe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-352C-2