55. Nehmten.

Als in grauen Zeiten das Christentum sich hier im Lande verbreitete, hausten am Plöner See zwei Rittersleute, von denen der eine schon Christ, der andere noch Heide war. Sie lebten bald in Unfrieden, bald so miteinander, [50] als wenn sie zwölf Meilen auseinander wohnten und sich gar nicht kannten. Als einmal der christliche Ritter von einer langen Reise zurückkam, war unterdes des heidnischen Ritters Töchterlein zur blühenden Jungfrau geworden; beide führte erst der Zufall zusammen, bald aber öfter die Liebe und sie gelobten einander Treue. Lange verweigerte der heidnische Ritter ihrem Bunde seine Einwilligung. Endlich ließ er sich bewegen und nun ein großes Stück von seinem Lande abnehmen, seiner Tochter zur Mitgift, und sprach dabei: »Nehmt hen!« – Der glückliche Christenritter setzte zu der Krone seines Wappens den Stern seines Schwiegervaters und das Geschlecht der Kronstern besitzt bis auf den heutigen Tag das Gut Nehmten.


Durch Herrn Dr. Klander in Plön. – 1768 kam das Gut erst in die Hände der Familie, die überdies wohl zu den jüngsten des Landes gehört.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Erstes Buch. 55. Nehmten. 55. Nehmten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-46F3-C