2.

Steenbock hatte nur wenig Mannschaft bei sich, als er sich in Tönningen festsetzte. Unsers Königs Armee aber war sehr zahlreich. Als daher diese heranzog, sah er ein, daß er sich nicht halten könne, sondern ergeben müßte. Aber Steenbock hatte einen Bund mit dem Teufel, und mit dessen Hilfe dachte er sich zu retten. Unsere Armee kam den einen Abend vor Tönningen an und am andern Morgen wollte sie den Angriff machen. Diese Zeit benutzte Steenbock und befahl einem seiner Leute, hinaus auf die Straße zu gehen, und wer ihm zuerst begegnete, dessen Herz sollte er ihm bringen. Der Soldat ging hinaus, aber der, der ihm zuerst begegnete, das war sein eigner Bruder. Da konnte er es nicht über sich [80] gewinnen, den zu töten, aber um doch dem Befehl des Generals zu gehorchen, ergriff er den Pudel, den sein Bruder bei sich hatte, schlachtete ihn und brachte das Herz zu seinem Herrn. Da schloß sich dieser in sein Zimmer ein, tat seine Zaubereien, zerlegte das Herz in vier Teile und aß diese noch warm eins nach dem andern auf. Am andern Morgen stand der ganze Wall der Festung voll schwarzer Pudel, alle auf zwei Beinen mit Gewehren in den Vorderfüßen. Hätte der Soldat ein Menschenherz gebracht, so wäre der Wall durch bewaffnete Männer besetzt gewesen und die unsrigen hätten die Stadt nicht so leicht erobert. Nun aber mußte Steenbock sich ergeben.


Schriftlich aus Altona. – Über das Herzessen s. Grimms Mythol. 1034.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Erstes Buch. 87. Steenbock. 2. [Steenbock hatte nur wenig Mannschaft bei sich, als er sich in Tönningen]. 2. [Steenbock hatte nur wenig Mannschaft bei sich, als er sich in Tönningen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4850-C