436. Der Teufel beim Grasmähen.

Einst vermietete sich der Teufel bei einem großen Bauern in Angeln als Knecht. Der Bauer sagte ihm eines Abends und dem Großknecht, sie sollten am andern Tage Gras mähen auf seiner großen Wiese. Da machten sie noch am Abend ihre Sensen scharf, aber der Teufel verstand's nicht recht, daß der Großknecht lachen mußte. Am andern Morgen aber standen sie vor Sonnenaufgang auf und gingen auf die Wiese. Da mähte der Großknecht erst nach Mäherart einen kleinen runden Platz in der Mitte leer, dann fragte er seinen Makker: »Willst du vormähen oder soll ich?« Der Teufel antwortete: »Ehre, dem Ehre gebürt; du bist ja der Großknecht, und darum mußt du vormähen.« Der Knecht fing an und auch der Teufel mit seiner stumpfen Sense. Er verstand gar nichts davon, und statt Gras zu mähen, hieb er oft große Stücke aus der Erde und machte seine Sense noch stumpfer. Dazu hatte er auch alle Zeit den größern Kreis zu machen, denn der Knecht mähte ja zur linken Hand und hatte die kleinere Runde. Und der war stark und gewandt. Daher kam es, daß der Teufel schon bei der dritten Runde ganz zurück war. Da fing der Knecht an ihn zu foppen und zu necken, er sollte doch mitkommen und nicht immer zurückbleiben, er sagte auch: »Ehre, dem Ehre gebührt: du bist ja der Teufel und mußt nachmähen.« Das verdroß diesen und er nahm alle seine Kräfte zusammen, um dem Knecht zur Rechten zu bleiben; und als der Knecht lachte und ihm sagte, daß er doch so viel Gras stehen ließe, da fing er an immer toller mit seiner Sense herumzusäbeln, rechts und links, und hast du mich gesehen! holte er immer größere Klumpen aus dem Grund. Und der Knecht mähte immer flinker und flinker, und der Teufel konnte doch nicht mitkommen. Aber er hielt aus, solange der Morgen noch kühl war, als aber die Hitze mit dem Tage stieg und es gegen den Mittag kam, und der Knecht immer los mähte, da stürzte der Teufel endlich heulend nieder, das Blut brach ihm aus [293] Mund und Nase und in kurzem hatte er da verreckt. Das kam also vom Grasmähen.


Aus Angeln durch Herrn Schullehrer Dethlefsen in Rellingen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Drittes Buch. 436. Der Teufel beim Grasmähen. 436. Der Teufel beim Grasmähen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4884-5