206. Die Krähen verlassen Amrum.

Vor vielen hundert Jahren wollte ein Prediger aufAmrum seine Pfarrkinder von ihrem alten Fehler, der Stranddieberei, heilen. Aber seine scharfe Anrede besserte die Amrumer nicht, sondern erbitterte sie nur. Allerhand Böses dichteten sie ihm an und neckten und verfolgten ihn so, daß er endlich von der Insel flüchten mußte. Als er abreiste, bat er Gott, er möchte ein Zeichen seines Zornes geben. Seit der Zeit übernachtet keine Krähe mehr auf Amrum. Am Tage sieht man freilich in den Wintermonaten die Vögel; allein sobald der Abend kommt, ziehen sie alle nach Föhr hinüber. Die Amrumer erkannten freilich das Zeichen des Mißfallens, haben aber ihre alte Leidenschaft des Strandlaufens doch nicht abgelegt.


Durch Herrn Schullehrer Hansen auf Sylt. – Für Krähen gelten dem Volke auch die Raben (graue und schwarze Krähen). Der Rabe war ein heiliger Vogel. – Herr Dr. Clement erzählt, der Prediger sei eines allzuvertrauten Umganges mit einer schönen Frau beschuldigt worden.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 206. Die Krähen verlassen Amrum. 206. Die Krähen verlassen Amrum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-489C-2