329. Der verteufelte Stock.
Auf einem Hofe in Süderdeich, Kirchspiel Wesselburen, diente ein Knecht, der mit einer Magd in einem benachbarten Dorfe eine Liebschaft hatte. Einmal an einem Sonntagabend, als er sie besucht hatte, war das Wetter so schlimm geworden, und die Nacht so dunkel, daß er seine Braut um einen Stock bat, darauf er sich beim zu Hause gehen stützen könne. Das Mädchen gab ihm einen alten Stock, den sie neulich beim Fegen unter einem Schrank gefunden und in die Uhrverkleidung gestellt hatte. Damit geht der Knecht fort; das Wetter wird immer ärger und die Nacht immer dunkler: »Ach! wärst du doch nur zu Hause!« sagte er bei sich und er war mit einem Male da, ehe er sich's versah. Er achtete anfangs nicht weiter darauf, aber es ward ihm doch angst, wenn er später oft bei einer Arbeit war und nur dachte, ich wollte, daß ich damit fertig wäre, daß es dann mit einem Male alles getan war. Da erinnerte er sich des Stocks und dachte sich diesen vom Halse zu schaffen. Er zerbrach ihn und warf ihn ins Wasser; allein kam er in seine Kammer, stand der Stock wieder da; ebenso ging's, als er ihn verbrannte. Der Knecht ging endlich zum Prediger und klagte ihm sein Unglück. Der Prediger ließ ihn ungetröstet gehen und sagte, dabei wäre nichts zu ma chen. Aber der Knecht ging zum zweiten Male zu ihm und bat aufs flehentlichste, ihm zu helfen; denn im Hause könne er es so nicht länger aushalten. Da führte der Prediger ihn in der Nacht um zwölf Uhr in die Kirche; aber was er da gehört und gesehen, wollte der Knecht nachher nicht erzählen; nur ein Dritter sei noch dagewesen. Als sie da fertig waren, befahl der Prediger dem Knecht, den Stock zu nehmen und nach Hause zu gehen; wenn auch noch soviel Ungeziefer ihm auf der Hofstelle entgegenkomme, solle er sich doch durcharbeiten und dann irgendein Loch suchen und den [223] Stock hineinstoßen; zweimal würde er zurückkommen, aber wenn er zum dritten Male ihn hineinstoße und dabei sage: »In Gottes Namen«, werde der Stock weg bleiben. So ist es auch wirklich alles nachher geschehen. Der Knecht steckte den Stock ins Hundeloch und erst beim dritten Male blieb er weg.
Mündlich. Vgl. Grimm, Mythol., 2. Ausgabe, S. 928.