2.

Graf Klaas hatte zu einer Zeit viele Schlösser auf Fünen inne, die ihm der König Waldemar in Pfand gegeben. Dieser aber versuchte mit einem großen Heer sie ihm wieder abzunehmen. Denn er belagerte die Burg Hakenschow, die Herr Benedict von Alevelde inne hatte, und war mit davor in eigener Person. Er versuchte es auf einen Tag, sie mit Sturm zu gewinnen, erst mit den Schildknechten, die ihrer Junker Panzer anhatten, und als die totgeschlagen waren, noch einmal mit den Bauern. Da sagten seine Edelleute und Hofgesinden zu ihm, warum er doch wollte[28] sein Volk vergebens in die Wagschale hängen? ob er nicht sähe, daß man denen auf der Burg mit Bauern nicht möchte widerstehn oder sie erstürmen. Der König antwortete und sagte: »Ich sehe, daß ihr nicht daran wollet; so muß ich die dazu ansetzen, die ich dazu vermag. Der Schildknechte und Bauern Mutter ist nicht tot, deren sind noch mehr da.« Doch mußte der König von der Burg wieder abziehn, als viele Leute davor gefallen waren und er seinen Willen nicht schaffen mochte.

Weiter hatte Graf Klaas auf demselben Eiland Fünen eine Burg auf dem Manberge erbaut. Da erwartete er den König mit den Seinen jeden Tag. Eines Tages aber, da die Frau des genannten Herrn Benedict von Alevelde verstorben war und sollte begraben werden, hasteten die Holsten zu dem Begräbnis. Das ward der König gewahr und kommt mit seinem Heer zu dem Grafen Klaas und lieferte ihm eine Schlacht auf dem Manberge, und behielt das Feld und schlug zu Tode und griff viele Holsten. Graf Klaas verlor ein Auge im Kampfe und ward von einem dänischen Reiter gefangen. Der zog ihm den Panzer aus und ließ ihn geloben, daß er wieder käme, darauf er ihm erlaubte, zu gehen wohin er wollte. Der Graf kam zu einem Bekannten und entwich also wund vom Felde und kam wieder in sein eigen Land. Abends aber oder des andern Tages nach dem Siege wollte der König wissen, wie es in der Schlacht ergangen wäre und was er für Gefangene hätte. Da kam einer mit den Waffen, Schild und Panzer des Grafen Klaas. Der König, da er dieses sah, fragte, wo der geblieben, dem der Panzer gehört und wie er sich genannt hätte. Da antwortete der Mann und sagte, er hätte sich Klaas Holste von Rendsburg genannt. Der König antwortete: »Er hat sich den rechten Namen gegeben, aber hättest du ihn behalten, so wärest du seiner am sichersten gewesen.«


Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 95 f. Huitfeld I, 513, dem Dahlmann folgt, gibt die Erzählung von Klaas Gefangennahme weniger sagenhaft, doch sehr übereinstimmend. Von dem voraufgehenden Ereignis weiß er nicht. Die ältere lateinische Chronik im Archiv II, 214 erwähnt die Gefangennahme kurz als ein Gerücht.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Erstes Buch. 26. Graf Klaas. 2. [Graf Klaas hatte zu einer Zeit viele Schlösser auf Fünen inne]. 2. [Graf Klaas hatte zu einer Zeit viele Schlösser auf Fünen inne]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4A69-4