97. Steinkreuz.

Nicht weit von dem Teil des Kirchspiels Gnissau, der Steinkreuz heißt, stand einst ein Schloß, wo ein reicher Graf wohnte, der eine wunderschöne Tochter hatte. Sie hatte ein heimliches Einverständnis mit einem jungen Mann; der Vater aber war hart und stolz und sie wagten nicht ihm ihre Liebe zu gestehen. Schon oft hatten sie in der Nacht an dem Orte sich zusammen gefunden, wo jetzt das Dorf steht. Einmal war auch das Fräulein vom Schloß gegangen und erwartete den Geliebten wieder an der Stelle. Als dieser aber kam, fand er seine Braut von wilden Tieren zerrissen; vor Schmerz und Trauer ermordete er sogleich sich selbst.

Zur Erinnerung an dies traurige Ereignis ward ein steinernes Kreuz errichtet, das dem Dorfe nachher den Namen gab und dessen Trümmer noch heute da zu sehen sind.

Mündlich.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Erstes Buch. 97. Steinkreuz. 97. Steinkreuz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4D2B-3