[230] 340. Die Hexenfahrt.
Ein Knecht war in der Johannisnacht nicht fest eingeschlafen. Da sah er, wie seine Wirtin und ihre Tochter aufstanden und aus dem Schrank einen Topf mit Hexensalbe hervorlangten. Damit bestrichen sie sich, setzten sich dann rittlings auf einen Besen und sagten:
Fleeg up, fleeg ut!
Fleeg narms an!
So flogen sie zum Kapploch hinaus. Als der Knecht das sah, wollte er's ihnen nachtun. Er nahm von der Salbe, beschritt eine Forke und sagte:
Fleeg up, fleeg ut!
Fleeg allerwęgens an!
Er stieß nun überall mit dem Kopf an die Balken, gelangte aber doch endlich hinaus und kam nach dem Blocksberg, wo er fast die ganze Nacht hindurch mit vielen andern Hexen und seiner Wirtin und ihrer Tochter tanzte. Am andern Morgen, als sie aufstanden, lachte die Tochter ihn aus und fragte: »Na, Mars (Marx), deit di ok de Kopp noch weh?« Er hat's nachher nicht wieder getan; sie drohten ihm auch.
Aus Niederselk bei Schleswig durch Kandidat Arndt; auch in Lauenburg. – Ebenso erzählt man in Husby: Ein junges Mädchen sah die alten Weiber auf dem Besenstiel davon reiten unter den Worten:
Wolup un wol ut!
Tom Kapplock henut!
Da fuhr sie gegen die Decke und blieb da schweben, bis die Hexen wiederkamen und sie befreiten. – Dannewirke 1844, Nr. 53: Ein Knecht sieht, daß seine Herrin in der Johannisnacht sich auf den Besenstiel setzte, den sie vorher mit einer Salbe bestrichen. Er machte es ihr nach und flog über Berg und Tal hinterdrein; endlich kam er über ein großes Wasser; da rief er verwundert: »Das ist doch des Satans!« und augenblicklich stürzte er hinunter. Dasselbe widerfuhr nach einer dithmarschen Erzählung einem, den eine Hexe mit auf ihren Ziegenbock genommen hatte, oder nach einer Breitenburger Erzählung einer Magd, die ihre Herrin mit auf ihren Kater nahm; als sie das Stillschweigen brachen, fielen sie in die Elbe. – Wolf, Niederl. Sagen Nr. 385. 563. Thiele, Danm. Folkes. II, 90. 208.