413. Der Teufel und die Alte im Hollenhoop.

An der rechten Seite des Weges von Damsdorf nach Stocksee der Landstraße von Plön nach Segeberg liegt ein königliches Gehege, der Hollenhoop. Links vom Wege zieht sich ein ziemlich langer, mit Gebüsch bewachsener Hügel hin, der Teufelsberg, und etwa 30 Ruten davon auf der Scheide der Damsdorfer und Stockseer Feldmark liegt ein kleiner See, der Teufelssee, der aber grundlos ist und worin keine Fische aushalten. Der Teufel riß nämlich einst all die Erde heraus, wo jetzt der See ist, lud sie auf seine Achsel und wollte damit Gott weiß wohin. Als er nun neben den Hollenhoop kam, begegnete ihm eine alte Frau, die aber mehr als Brot essen konnte; sie sagte ihm guten Morgen und bat ihn, seine Last eine Weile niederzusetzen, weil sie ein Wörtlein mit ihm zu reden hätte. Der Teufel tat ihr den Gefallen; da er aber nachher wieder aufladen wollte, war es ihm auf keine Weise möglich; fast hätte er seinen Fuß dabei abgebrochen. Den Erdklumpen mußte er also da liegen lassen, und das ist jetzt der Teufelsberg. Während der Zeit aber, daß der Teufel sich noch abarbeitete, stand die Alte zwischen den Bäumen im Hollenhoop und lachte. Der Teufel ging voll Ärger fort und stürzte sich in den See, weil er hoffte, Neugier werde die Alte dahin locken, und dann dachte er sich zu rächen. Sie kam auch und glotzte in den See: da fuhr der Teufel rasch in die Höhe, streckte beide Arme lang aus und ergriff sie bei der Schürze, um sie ins Wasser zu ziehen. Aber die Alte machte schnell das Schurzband los und floh; der Teufel mit der Schürze in der Hand hatte nur das Nachsehen. Doch tröstete er sich, und um sich ein Pläsier zu machen, machte er sich aus der Schürze ein großes Fischernetz und fischte in seinem See so fleißig wie einer; brachte aber nach langer Arbeit endlich nichts weiter heraus als einen einzigen einäugigen Hecht von ekelhaftem Aussehen, den er sogar nicht einmal verspeisen mochte, so hungrig er auch war. Für diesmal mußte er seine Arbeit aufgeben, und um später es noch einmal zu versuchen, breitete er sein Netz zum Trocknen am Ufer des Sees aus. Am andern Morgen aber suchte er es lange vergebens, bis er es auf den höchsten Gipfeln des Hollenhoops ausgebreitet sah, von wo er es nicht herunterholen konnte, weil sein Pferdefuß ihn am Klettern [281] hinderte. Der Alten, die ihm abermals diesen Streich gespielt hatte, Rache schwörend, verließ er nun diese Gegend, und man hat ihn nachher nicht wieder gesehen. Auch von der Alten weiß man nichts mehr zu erzählen.


Herr Schullehrer Leptien. Vielleicht gibt es noch eine weniger zerrüttete Relation dieses merkwürdigen Stücks? Siehe Einleitung.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Drittes Buch. 413. Der Teufel und die Alte im Hollenhoop. 413. Der Teufel und die Alte im Hollenhoop. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4EE2-E