508. Die Unterirdischen schlecken Milch.

Vor ungefähr siebzig Jahren hat man auf vielen Höfen in der Wilstermarsch oft kleine Unterirdische gesehen, die weiter nichts taten, als daß sie die Mägde und Knechte, wenn sie des Morgens gemolken hatten, ins Haus begleiteten und die Tropfen Milch, die verschüttet wurden, sorgfältig von der Erde auflasen. Wenn aber beim Aufmessen gar nichts verspillt wird, so stießen sie alle Gefäße um und liefen dann davon. Diese kleinen Leute waren ungefähr anderthalb Fuß hoch, trugen ganz schwarze Kleider und hatten rote spitze Mützen auf dem Kopf. Allenthalben, wo sie hinkamen, meinte man, zöge ein besonderer Segen mit ins Haus.

Auf den friesischen Inseln haben die Hausfrauen oft beim Bierbrauen bemerkt, daß die kleinen Leute, gewöhnlich als Kröten, kamen und das verschüttete frische Bier vom Boden aufschleckten. Niemand tut ihnen etwas zuleide, und man muß ihnen das lassen, wie auch die Brotkrumen, die vom Tische fallen.

Mündlich.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Drittes Buch. 508. Die Unterirdischen schlecken Milch. 508. Die Unterirdischen schlecken Milch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4FBD-B