[181] Der schöne Tag

O Leben, o Freude!
Wie lachet die Haide,
Der Anger und Hag;
Wie schwellen die Lüfte,
Die blumigen Düfte,
Welch' lieblicher Tag!
O seht auf den Wiesen
Die Blümchen aufsprießen,
Süß rieselt der Quell;
Wie blühen die Zweige,
Wie schlägt im Gesträuche
Der Finke so hell!
Wie sumsen im Grünen
Um Thymian Bienen,
Wie schwätzet der Rab';
Wie blöket die Heerde
Auf tauiger Erde
Den Hügel herab!
Wie klatsch durch die Laube
Die lachende Taube,
Horch, wie sie nun girrt!
Wie singen die Wälder,
Wie jauchzen die Felder,
Wie pfeifet der Hirt!
Wie flattern die Weste
Durch plaudernde Äste,
Durch Tal und Flur!
Es taumelt vor Freude
Und Seligkeit heute
Die ganze Natur.
So liebliches Wetter
Erwählte der Götter
Erhabenster sich,
Wenn er in dem Haine
Der Sterblichen eine
Als Jüngling beschlich.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müller, Friedrich (Maler Müller). Gedichte. Gedichte. Der schöne Tag. Der schöne Tag. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-51E0-C