[38] [64]Der Felskönig

Ode an ein Gebirge.


Fahr' durch das Klippental,
Fahr' durch die Wipfel:
Der Tannen hohes Lied!
Schwing' dich auf zu jenem Felskönig,
Der fürchterlich durch Blitze blickt,
Wenn licht geflügelt seine Schulter
Des Donners Wagen drückt,
Damit es sich erhelle! – Ruf zurück
Den Tag, da er das erste Mal gleich einem Riesen ausgestreckt
Der Sonne gegenüberstand, zehn Täler und zehn Wälder
Mit seinem Schatten überdeckte,
Und wie vom süßen Strahle trunken,
Gleich einem frohen Säugling lächelte – voll Lust
Die aufgeschwollne, grüne Schulter bäumte, hoch erhob
Die rauhe Felsenbrust.
Und wie auf seinem Haupt nun Blumen aufgeschlossen,
Er schmachtend in das Abendrot geblickt,
Gleich einem Jüngling, dem mit erstem Siegeskranz
Das Mädchen seine Stirn umschmückt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müller, Friedrich (Maler Müller). Gedichte. Gedichte. Der Felskönig. Der Felskönig. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-520F-F