Doppeltes Vaterland

An der Elbe Strand
Liegt mein Vaterland,
Lieb's von ganzer Seele.
Aber meine Kehle
Ist zu Haus am Rhein,
Dürstet nur nach Wein.
Wem es Freude schafft,
Trinke Brüderschaft
Mit den kalten Fröschen!
Meinen Durst zu löschen
Hol' ich mir vom Rhein
Lebenswarmen Wein.
Spricht ein kluger Mund
Wein sei nicht gesund,
Ei, so trink' er keinen!
Doch mir will es scheinen:
Der den Geist erfreut,
Thut dem Leib kein Leid.
Mancher Medikus
Trank sich aus dem Fluß
Flüsse in die Glieder.
Wein und frohe Lieder!
Heißt mein Rezipe
Wider jedes Weh.
Und muß einst es sein,
Sterb' ich doch an Wein
Lieber als an Pillen.
Vor dem letzten Willen
Leer' ich erst mein Faß
Bis auf's letzte Glas.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 2. Tafellieder für Liedertafeln. Doppeltes Vaterland. Doppeltes Vaterland. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-57BD-0