33. Am Sontage Vocem Jucunditatis

Jacob. 1.

Auff den 112. Psalm

Wol diesem Menschen, der den Herren.


Es ist zu wenig das Wort hören,
Man soll auch folgen seinen Lehren:
Wer hört und dem nicht nach will kommen,
Ist wie ein Mensch, der sich besiehet;
Wann ihm der Spiegel wird genommen,
So hat er sich umbsonst bemühet.
Er gehet fort und muß in dessen
Wie er gewesen sey vergessen.
Wer seiner Freyheit Satzung höret,
Ist ihr, so weit er soll, ergeben
Und das vollbringet, was er lehret,
Derselbe wird recht selig leben.
Wer aber seine falsche Sinnen
So weit bey ihm läßt Statt gewinnen,
Daß er vermeint Gott recht zu ehren
Und seine Zunge nicht kan zäumen,
Der läst sich falschen Wahn bethören,
Läst ihm umbsonst von Wercken träumen.
Ein wahrer Dienst, der Gott beliebet,
Dem er Gehör und Gnade giebet,
Ist mild und gütig sein den Armen,
Ist weisen Rath in Trübsal geben,
Ist frommer Witwen sich erbarmen
Und für der Welt unsträfflich leben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Opitz, Martin. Gedichte. Geistliche Dichtungen. Die Episteln der Sontage und fürnembsten Fest deß gantzen Jahrs. 33. Am Sontage Vocem Jucunditatis. 33. Am Sontage Vocem Jucunditatis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6197-6