23. Am Palm-Tage

Phil. 2.

Auff den 87. Psalm

Gott seine Wohnung und sein Habitackel.


Ein jeder soll wie Christus Sinnes werden,
Der, ob er schon war göttlicher Gestalt,
Hielt er's doch nicht für Raub noch für Gewalt,
Gott gleiche seyn und ähnlich auch der Erden.
[218]
Die Güte hat sein' Hoheit überwunden,
Er ward ein Knecht, ein armes Menschenkind,
Nam unser Fleisch, ward gantz wie wir sonst sind,
Geberd' und Thun ward menschlich an ihm funden.
Er hat das Kleid der Niedrigkeit genommen,
Hat seinen Thron der Ehren lassen stehn,
Für uns're Schuld zum Tode wollen gehn,
Ein Opffer seyn und an das Creutze kommen.
Drumb hat ihm Gott den Namen auch gegeben,
Der Herrligkeit, für dem der Himmel Heer
Neigt seine Knie, was Erde, Lufft und Meer
In sich beschleust und unter uns kan leben.
Es muß ihn nun, was Athem hat, erkennen,
Was lebt und schwebt muß sagen recht und frey,
Daß Jesus Christ ein Herr der Herren sey,
Man muß ihn Gott zur Ehre Gottes nennen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Opitz, Martin. Gedichte. Geistliche Dichtungen. Die Episteln der Sontage und fürnembsten Fest deß gantzen Jahrs. 23. Am Palm-Tage. 23. Am Palm-Tage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-61A0-0