39.
Die trunkene Venus
Aus dem Griechischen Dan. Heinsii.
Die schöne Venus gieng mit ihrem kleinen Sohne
Und dreien Gratien zur Juno güldnem Throne,
Als sie den Jupiter gleich nicht zu Hause fand,
Weil er verreiset war ins schwarze Mohrenland.
Das köstlich Himmelbrod lag auf der güldnen Schale,
Des Nectars Lieblichkeit roch auf dem ganzen Saale,
So daß der süße Trank ihr in die Nase kam
Und sie sehr viel hiervon begierig zu ihr nahm.
Dem Amor ist der Wein auch ziemlich eingeflossen,
So daß er ganz und gar Gemüth und Sinn begossen;
Nun taumeln sie berauscht im Himmel hin und her,
Und kriechen durch die Welt bald für sich, bald die Quer.
[66]Cupido ist bedacht, die Männer zu verletzen,
Und sie, das Weibesvolk in Ungemach zu setzen.
Geht weg, seht euch wol für; je mehr sie trunken sein,
Je mehr vermögen sie in List und Liebespein.