[126] Ghasel

Ferne von dem frohen Kreise klagst du, es sei Nacht in dir?
Aber, sprich! sie zu erhellen, hast du nicht die Macht in dir?
Gib nicht auf das Unverlorne! scheue Arbeit nicht nach Müh,
Und durchwühl' den unerschöpflich reichen Trostesschacht in dir!
Wirf im Augenblick des Sturmes, angstbethört, verzweiflungsvoll,
Ueber Bord des Lebensschiffes nicht die Glaubensfracht in dir;
Lenke hin die schwanke Barke durch das wild empörte Meer,
Und vertrau dem ew'gen Leuchtthurm, dessen Flamme facht in dir!
[127]
Schreitend über Eisgefilde, denke hoffend auch zugleich,
Wie es schön sein wird, wenn einstens neu der Lenz erwacht in dir.
Brechen alle deine Stützen; ist das All dir fremd und feind;
Liefern sich die wilden Schmerzen eine heiße Schlacht in dir: –
O so denk, wie frisch dein Lorbeer und wie groß dein Siegesruhm,
Wenn du durch dein Wollen alle einst zur Ruh' gebracht in dir!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Paoli, Betty. Gedichte. Gedichte. Ghasel [3]. Ghasel [3]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6BE4-2