[118] Schach Meledin
Der Sultan Meledin war seines Vaters Sohn,
Das wichtigste Verdienst der meisten Prinzen,
Und saß so schief als er, auf der Aliden Thron,
Der Mufti, der Vezier und Rabbi Sabulon,
Der Colbert seines Hofs, beherrschten die Provinzen.
Indessen hieß man ihn der Perser Salomon
Und pries sein Regiment auf Säulen und auf Münzen
Im höchsten Epopöenton.
Einst kam ein alter Mandarin
An seinen Hof, der Sinas Reichsgeschichte
(So lautete sein Paß) in einem neuen Lichte
Der Nachwelt dargestellt. Wohlan! sprach Meledin,
Ich mache dich zu meinen Biographen,
Und schenke dir ein Haus, vier Pferde, sieben Sklaven,
Und jährlich zehn Pfund Golds für Federn und Papier,
Doch ehe Sonn und Mond noch dreymal untergehen,
Will ich mit meinem Großvezier
Den Grundriß deiner Arbeit sehen.
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Gerühret und gespornt durch des Monarchen Gunst
Entwarf der Mandarin auf einem Drachenfelle,
In einer prächtigen Tabelle,
Die Skizze seines Werks, ein Meisterstück der Kunst,
Worauf der Name seines Mäcenaten
Als Hauptfigur in goldner Schrift erschien,
Und jede seiner großen Thaten
Mit einem Denkstrich von Karmin.
Vortreflich! rief der Schach, und las mit stolzer Miene
Die Schlachten her, die sein Vezier gewann,
Indeß er in dem Arm der schönen Nuredine
Bald Betel zog, bald Seide spann.
Vortreflich, rief er bey den Monumenten
Der Menschenhuld und des Genies,
Die Sabulon zur Ehre des Regenten,
Auch wohl zu Mehrung eigner Renten
In seinem Namen werden hieß.
Auf einmal stutzt der Fürst: was hast du hier geschrieben?
Die Gebern, die, wie deine Tafel sagt,
Mein blinder Eifer aus dem Reich verjagt,
Hat Ibrahim, der Mufti, fortgetrieben;
Auf ihn must du den Fehler schieben.
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Ich hab am Aechtungsbrief dein Siegel hängen sehn,
Versetzt der Mandarin: wenn die berühmten Thaten,
Die deine Diener angerathen
Und ohne dich verübt, auf deiner Rechnung stehn;
So must du, Herr, dich auch bequemen,
Das Böse, das durch sie geschehn,
Als eigne Schuld auf dich zu nehmen.