[63] Der kranke Löwe

Der Thiere Grossultan lag auf dem Krankenbette;
Er war vom Kopf bis auf den Schwanz
So dürr als Bruder Hain im Basler Todtentanz,
Da war kein Vieh, das ihm nicht was gerathen hätte.
Der Schwindsucht sichre Cur, die ein Franzos erfand,
Die Cur im Ochsenstall war damals unbekannt.
Die Gerste, sprach das Pferd, ist treflich für die Lunge,
Sie kühlet das Geblüt und reiniget die Zunge.
Nicht doch, versetzt der Bär, der wilde Honigseim
Ist Balsam für die Brust und löst den zähen Schleim.
Freund, rief ein weiser Wolf, ich wette hundert Kronen,
Mein sympathetisches Arcan
Erhält den Preis: Neun frische Ziegenbohnen
Im Vollmond angehängt ziehn alle Seuchen an.
Pfui, sprach der Leopard, man möchte flugs purgieren,
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Der Henker brauche diesen Quark:
Ich lobe mir das Menschenmark
Um einen Fürsten zu curieren.
Ein Pfund des Tags in Thränen aufgelöst
Hilft ganz gewiß, probatum est.
Dieß, Vetter, will ich gleich probieren,
Versetzt der Patient, dein Rath ist Goldes werth:
Ich selber habe längst gehört,
Daß viele große Herrn auf Erden
Durch dieses Mittel fett, wie junge Dachse werden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Erster Teil. Zweytes Buch. Der kranke Löwe. Der kranke Löwe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-740F-1