36.

Anstimmen darf ich ungewohnte Töne,
Da nie dem Halben ich mein Herz ergeben:
Der Kunst gelobt ich ganz ein ganzes Leben,
Und wenn ich sterbe, sterb ich für das Schöne.
[386]
Doch wünsch ich, daß man Bessere bekröne,
Mich aber ziehen lasse, wo ich neben
Dem Höchsten lernen kann, nach Hohem streben,
Ja, daß man mir mein Vaterland verpöne!
Ich lieb es drum in keinem Sinne minder,
Da stets ich mich in seinem Dienst verzehre,
Doch wär ich gern das fernste seiner Kinder.
Geschieht's, daß je den innern Schatz ich mehre,
So bleibt der Fund, wenn längst dahin der Finder,
Ein sichres Eigentum der deutschen Ehre.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1834). Sonette. 36. [Anstimmen darf ich ungewohnte Töne]. 36. [Anstimmen darf ich ungewohnte Töne]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-74E2-3